"In dieser Phase zeigt sich, wer führen kann!"
Emotionale Intelligenz
„In der jetzigen Phase zeigt sich, wer wirklich führen kann und wer nicht“, erläutert iGZ-Dozent Markus Brandl, Truchseß & Brandl GmbH. „Es gibt viele ‚Schönwetter-Chefs‘, die nur in guten Zeiten kurz vorbeikommen und dem Mitarbeiter auf die Schulter klopfen. Aber genau die sind derzeit überfordert.“ Gute Führung zeichnet sich vor allem durch emotionale Intelligenz, also Fähigkeiten wie Selbstreflexion, Selbstregulation, soziale Kompetenz, Motivation und Empathie aus, so der Vertriebsberater weiter. Dementsprechend komme es gerade in schwierigen Zeiten darauf an, mehr Zeit als sonst mit den Mitarbeitern einzuplanen.
Leistungsbereitschaft
Angesichts der unsicheren Auftragslage seien Mitarbeiter und Geschäftsführer gleichermaßen von Ängsten betroffen. „Darüber muss gesprochen werden“, fordert Brandl. Erst der regelmäßige Austausch von Führung und Mitarbeitern sorge für das notwendige Verständnis und die erforderliche Transparenz, um Missverständnissen vorzubeugen. „Nur wenn Führung ehrlich sagt, wo sie steht und wie es um den Betrieb steht, erwächst Loyalität. Und Loyalität erzeugt Leistungsbereitschaft.“
Druck rausnehmen
Ein Mittel der Wahl sei beispielsweise, sich mit jedem Mitarbeiter zweimal im Monat eine halbe Stunde auszutauschen. „Puls fühlen“, heißt das in Fachkreisen. Dabei geht es um laufende Projekte, Erfolge und Engpässe. „Bei Gesprächen dieser Art bitte den Druck herausnehmen,“ rät der Spezialist für Führungsthemen. Da die Menschen angesichts von Pandemie und Wirtschaftsflaute ohnehin unter Spannung stehen, verbiete sich derzeit eine Kopplung von Zielvereinbarungen und etwaigen Bonus-Zahlungen. „Vergesst die Budgets!“, lautet dementsprechend die Devise. Eine Worst-Case-Planung sei ohnehin nicht möglich, da alle „auf Sicht fahren“.
Führung auf Distanz
Mindestens ebenso wichtig ist die Fähigkeit zur „Führung auf Distanz". Zwar ist gerade in der Zeitarbeit, wo noch jeder Arbeitsvertrag ausgedruckt wird, vielfach Präsenzdienst an der Tagesordnung. Doch auch hier sind Homeoffice-Tätigkeiten auf dem Vormarsch. Dazu muss natürlich erst die Technik stehen. Aber sobald diese läuft, gelten weitere Prinzipien guter Führung, wie etwa „Klarheit“ und „die Einhaltung von Spielregeln“. Der Vorgesetzte muss dem Mitarbeiter seine Erwartungshaltung deutlich kommunizieren. Von Beginn an sollte klar sein, dass auch zuhause eine Leistung zu erbringen ist, dem Mitarbeiter ansonsten aber freie Hand gelassen wird. Umgekehrt sollte auch der Vorgesetzte hin und wieder mitteilen, woran er gerade arbeitet. Das schafft Vertrauen und fördert die Zusammenarbeit.
Positiv bleiben
Grundsätzlich macht es sich bezahlt, schon mal visionär über die Krise hinauszuschauen. „Es wird auch eine Zeit nach Corona geben, und dann geht in der Zeitarbeit die Post ab“, ist Markus Brandl überzeugt. Bis es soweit ist, sollten Chefs vor allem mit Fakten arbeiten, um Mut und Zuversicht in der Belegschaft zu fördern. „Wir sollten ohnehin alle viel mehr über die Dinge reden, die gerade wirklich gut laufen“, resümiert der Experte. „Kleine Erfolge feiern ist jetzt wichtiger denn je.“ (BR)
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