iGZ-Bundeskongress Potsdam 2012
Mindestlohn, Ethik-Kodex, Kompetenzpass, Weiterbildung und das Mittelstandsbarometer – die Liste der „Zeichen guter Zeitarbeit“ ist lang. „Der iGZ hat sich selbst große Ziele gesetzt und Taten folgen lassen“, begrüßte Ariane Durian, iGZ-Bundesvorsitzende, die rund 400 Teilnehmer des öffentlichen Bundeskongresses. Seit jeher habe sich der iGZ der guten Zeitarbeit verschrieben und sich für Fairness und Transparenz eingesetzt. Jetzt sei es Zeit, die Ergebnisse zu präsentieren.
Praktikable Lösungen suchen
Durian erinnerte außerdem daran, dass sich die Branche in einem unglaublichen Tempo weiter zu einem kompetenten Partner für moderne, komplexe Personaldienstleistungen entwickele. Es sei daher gerade mit Blick auf die laufenden Lohnangleichungsverhandlungen wichtig, sich mit den Sozialpartnern auf faire, aber auch praktikable Lösungen zu einigen. Mit dem Ethik-Kodex, der am Vortag nahezu einstimmig von den iGZ-Mitgliedern verabschiedet wurde, habe der Interessenverband deutlich gemacht, dass der iGZ für faire Zeitarbeit stehe.
Ethik-Kodex sehr geschätzt
Dem stimmte auch Ulf Posé, Präsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft, zu. „In meiner Wahrnehmung haben Sie eine sehr, sehr gute Arbeit geleistet“, lobte er die iGZ-Mitglieder für die Einführung des Ethik-Kodexes. Besonders schätzte er, dass mit der Kontakt- und Schlichtungsstelle (KuSS) eine Möglichkeit geschaffen wurde, Sanktionen zu verhängen. Das sei selten, konnte Posé aus seiner langjährigen Erfahrung berichten. In dem iGZ-Ethik-Kodex stecke unheimlich viel Klarheit. „Darauf können Sie stolz sein“.
Wertschöpfungsbeitrag beachten
Viel Zustimmung erhielt Posé auch für seine klaren Worte zu den laufenden Equal-Pay-Verhandlungen: „Löhne können nicht gerecht sein!“, stellte er klar. Zwangsläufig stünden Löhne in Relation zu dem Wert, den die Arbeit für den Kunden liefere. Viele forderten zwar Höchstlöhne, wollten aber selbst nur Niedrigstpreise bezahlen. Bei Lohnverhandlungen sollten die Tarifpartner auch an den Wertschöpfungsbeitrag der jeweiligen Branchen denken.
Dank von Ursula von der Leyen
MdB Dr. Ralf Brauksiepe, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, überbrachte Grüße aus dem Ministerium: „Auch im Namen von Bundesarbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen möchte ich einen ausdrücklichen Dank für das bisherige Engagement des iGZ aussprechen“. Der iGZ habe in der Vergangenheit Meilensteine gesetzt. Auch in Zukunft wolle das Ministerium daher gemeinsam mit dem iGZ gute Zeitarbeit vorantreiben. Den Ethik-Kodex nannte er ein weiteres Qualitätsmerkmal des Verbandes, auf den man stolz seien könne.
Berliner Statements
Im Anschluss moderierte Daniel Goffart, Leiter des Wirtschaft- und Politikressorts beim Handelsblatt, die Kurzinterviewreihe „Berliner Statements“. Unter dem Motto: „Zeitarbeit – eine Branche am politischen Gängelband?“ befragte er Beate Müller-Gemmecke (Grüne), Heinrich Kolb (FDP), Josip Juratovic (SPD) und Gitta Connemann (CDU) zu den „Zeichen guter Zeitarbeit“, die der iGZ in den vergangenen Jahren gesetzt hat.
„Lohnfindung ist Sache der Tarifpartner“
Dr. h. c. Wolfgang Clement, ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, referierte zum Thema „Zeitarbeit – gebraucht, geliebt und gescholten“. Er erinnerte an die tariflichen Errungenschaften der Vergangenheit wie zum Beispiel die Tariföffnungsklausel. Für ihn steht fest, dass Lohnfindung Sache der Tarifpartner sei.
Podiumsdiskussion
Im Anschluss an seinen Vortrag diskutierte Clement mit Holger Piening, Leiter der iGZ-Tarifkommission, Martin Kamp, CDA-Hauptgeschäftsführer, Prof. Dr. Peter Schüren, Direktor des Instituts für Arbeit-, Sozial- und Wirtschaftsrecht der Universität Münster und Matthias Seidel, Bertelsmann AG, unter der Moderation von Erwin Stickling, Chefredakteur des Fachmagazins Personalwirtschaft, zum Thema „Zeitarbeit in der tariflichen Sackgasse?“. Abschließend zeigte Klaus Eck, Geschäftsführer von Eck Kommunikation, wie Unternehmen eine gute Social Media-Strategie entwickeln können. Er ging auch darauf ein, wie Zeitarbeitsunternehmen mit Hilfe von sozialen Netzwerken Fachkräfte rekrutieren können.
Fachausstellung
Während der Pausen bot sich der Besuch der Fachausstellung „Dienstleister der Zeitarbeitsbranche“ an. Zahlreiche Kongressbesucher nutzten die Gelegenheit, sich an den Messeständen von Softwareanbietern, Finanzdienstleistern und Produzenten von Sicherheitskleidung zu deren Produkten beraten zu lassen. In seinem Schlusswort betonte Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, dass der iGZ sich selbst stets hohe Ziele setzt und bereits einige gute Erfolge aufweisen kann. Auch in Zukunft werde der iGZ sich darum bemühen, die Branche weiterzuentwickeln. „Das Gängelband der Politik sind wir jedoch nicht“, betonte er. (ML)