iGZ-Bundeskongress Münster 2006
Im Mövenpick-Hotel kamen am Wochenende rund 250 der insgesamt 1000 Mitgliedsunternehmer zusammen, um über Möglichkeiten zu diskutieren, wie Zeitarbeit zur Kompetenzentwicklung von Firmen und Einrichtungen beitragen kann. Geißler steckte mit seinem Vortrag zur aktuellen Wirtschaftssituation die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Zeitarbeit auch in akademischen Berufszweigen ab: "Die Aufträge fehlen. Gibt es keine Arbeit, werden auch keine Zeitarbeiter eingestellt."
Antizyklische Wirtschaftspolitik
Er forderte deshalb von der großen Koalition eine antizyklische Wirtschaftspolitik und begrüßte sowohl die iGZ-Bestrebungen gegen Lohndumping als auch das Investitionsprogramm der Regierung. Mit Humor nahm Geißler den Wähler in Schutz, der gar nicht anders gekonnt habe, als die beiden Volksparteien bei der Bundestagswahl abzustrafen. Sowohl SPD als auch CDU hätten mit ihren Programmen einen neoliberalen Kurs eingeschlagen. "Es verunsichert die Wähler zu Recht, wenn reihenweise kerngesunde Unternehmen durch Fusionsschleifen in die Pleite geführt werden", betonte der 76-Jährige. Nicht die Globalisierung sei daran schuld, sondern die Unfähigkeit der politischen und wirtschaftlichen Eliten, diese Herausforderung menschenwürdig zu gestalten.
"Wo bleibt der Mensch?"
"Es geht um die Frage: Wo bleibt der Mensch in diesem System?", provozierte der Bestseller-Autor des Werkes "Die neue soziale Frage". iGZ-Bundesgeschäftsführer Werner Stolz geht nach diesem Kongress gestärkt in die nächsten Tarifauseinandersetzungen. Die Mitglieder haben sich voll hinter den mit den DGB-Gewerkschaften vereinbarten Kurs zum Mindestlohn gestellt, nach dem der unterste Zeitarbeit-Tariflohn von zurzeit sieben Euro nicht unterschritten werden darf.
(Julia Wille, Westfälische Nachrichten vom 13. März 2006)