iGZ-Bundeskongress München 2011
Hochpolitisch und engagiert diskutierten die Vertreter aus Politik und Wirtschaft, moderiert von der Fernsehjournalistin Christiane Feist, vor 500 Zuhörern über die "Zukunft der Zeitarbeit. Nachdem zum Auftakt Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/ Die Grünen) und Annette Kramme (SPD) die Positionen ihrer Parteien - unter anderem "gleiche Arbeit, gleiches Geld" - betont hatten, reagierte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt mit deutlichen Worten: Zunächst erinnerte er die Politikerinnen, die Öffnung der Zeitarbeit habe in Zeiten der SPD-Regierung stattgefunden, die nun versuche, das Instrument zu beschneiden. Es müsse überlegt werden, die Bezahlsysteme neu zu organisieren und das Lohnniveau beispielsweise nach 24 Monaten an die Bezahlung des Stammpersonals anzugleichen.
Qualifizierung
Qualifizierung und Weiterbildung der Zeitarbeitnehmer forderten Johannes Vogel (FDP) und Max Straubinger (CSU) von der Zeitarbeitsbranche. Ein wesentliches künftiges Element unterstrich auch Prof. Dr. Ricarda Bouncken (Universität Bayreuth). "Zeitarbeit ist nicht gleich Zeitarbeit", lautete ihr Fazit einer Studie - demnach gebe es drei Kategorien von Zeitarbeitnehmern: Hilfskräfte, 30 Prozent, Facharbeiter, 60 Prozent, und der Rest seien Akademiker.
Fachkräfte
Der Bereich der Facharbeitskräfte werde künftig eine ganz entscheidende Rolle spielen, und deshalb sei Weiterqualifizierung sehr wichtig. Es sei allerdings schwierig für die Branche, wenn sie in die Qualifizierung investiere und der Zeitarbeitnehmer dann von den Kundenunternehmen übernommen werde. Ein Effekt, den Müller-Gemmeke für nicht existent erklärte. Der Klebeeffekt sei verschwindend gering und finde eigentlich gar nicht statt. Dem widersprach Prof. Bouncken nach dem Vergleich acht verschiedener Studien: Der Klebeeffekt in der Zeitarbeitsbranche betrage bis zu 20 Prozent. Vogel und Straubinger appellierten, jetzt Lösungen für die Themenfelder zu finden, um damit auch die Akzeptanzprobleme der Zeitarbeitsbranche zu beseitigen.
Polemik
Ebenfalls klare Worte in Richtung Politik fand der iGZ-Hauptgeschäftsführer RA Werner Stolz: Er ärgerte sich über die gegensätzlichen Aussagen der politischen Vertreter - die je nachdem wechselten, ob sie gerade in der Regierung oder der Opposition waren. Das sei reine Polemik: "Wir wollen gutes Geld für faire Zeitarbeit und das ist nicht Sache der Politik, sondern der Sozialpartner."
Ethik
Zum Auftakt des Kongresses referierte Anja Förster über neue Managementmöglichkeiten. Die iGZ-Bundesvorsitzende Ariane Durian stellte mit Prof. Dr. Bernd Noll das iGZ-Projekt "Ethik inPersonaldienstleistungen" vor. RA Dr. Oliver Bertram führte die Kongressteilnehmer an rechtssichere und kaufmännisch kalkulierbareEqual Pay-Einsätze heran.
Branchentarife
Die Schöpfer des iGZ-DGB-Tarifvertrages - Holger Piening (iGZ), Armin Schild (IG Metall) sowie Norbert Fuhrmann - diskutierten über die Zukunft der Branchentarife in der Zeitarbeit.
Mit dem Stellenwert der Personaldienstleistungen für den deutschen Arbeitsmarkt beschäftigte sich abschließend Christine Haderthauer, Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung. Begleitend zum Kongress fand eine Ausstellung "Dienstleister der Zeitarbeit" statt, auf der sich rund 30 Unternehmen vorstellten. (WLI)