IAB: Engpässe durch hohen Arbeitskräftebedarf
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im Juli 2022 bei 102,1 Punkten und ist im Vergleich zum Juni um weitere 0,9 Punkte zurückgegangen. Dennoch befindet sich der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) laut Pressemitteilung weiterhin auf einem guten Niveau. Auch die Erwartungen für den europäischen Arbeitsmarkt geben nach. Große Risiken bestehen hinsichtlich eines Gaslieferstopps.
Moderat gesunken
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sei im Juli im Vergleich zum Juni um 0,5 Punkte erneut moderat gesunken. Sie liege mit insgesamt 106,0 Punkten aber weiter auf einem sehr hohen Niveau. „Die Beschäftigung nimmt weiter zu, trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Kriegs in der Ukraine. Der hohe Arbeitskräftebedarf führt zu Engpässen in vielen Bereichen“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. „Ein möglicher Stopp der Gaslieferungen aus Russland stellt aber ein gravierendes Risiko dar. Das würde zu Produktionsausfällen führen und auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, vor allem auf die Kurzarbeit“, so Weber weiter.
Steigende Arbeitslosigkeit
Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sei mit 1,4 Punkten erneut gesunken und liege aktuell bei einem Wert von 98,1 Punkten. Damit bleibe die Komponente Arbeitslosigkeit unter der neutralen Marke von 100, was auf eine steigende Arbeitslosigkeit hinweise. Der wesentliche Grund dafür liege in dem Prozess der Integration der ukrainischen Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt und deren statistischer Erfassung in der Grundsicherung in den Sommermonaten. Damit liegen die Beschäftigungsaussichten, so das IAB, so weit wie noch nie über den Erwartungen für die Arbeitslosigkeit.
Sondereffekt im Sommer
Im europäischen Ländervergleich verbuche Deutschland bei der Arbeitslosigkeits-Komponente mit den schwächsten Wert, was auf den Sondereffekt in den Sommermonaten hindeute. Die Beschäftigungsaussichten seien in Deutschland dagegen mit am höchsten. Der Stand des European Labour Market Barometer habe sich im Juli verschlechtert. Im Vergleich zum Juni sei der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 1,1 Punkte gesunken, halte mit 101,9 Punkten aber weiterhin ein gutes Niveau. „Die europäischen Arbeitsverwaltungen sehen noch immer gute Beschäftigungsperspektiven, aber die Kriegswirkungen werden spürbarer“, berichtet Weber. (WLI)