"Hürdenlauf" für Zeitarbeit
„Die sinkenden Zahlen sind unter anderem auch ein Indiz dafür, dass die Zeitarbeitsbranche mit den Auswirkungen der Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes zu kämpfen hat“, kommentierte iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz die jüngste Halbjahres-Veröffentlichung des Statistischen Amtes der Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Stichtag 31. Dezember 2018. Demnach ging die Zahl der Zeitarbeitskräfte von Juni bis Dezember 2018 von 1.023.290 um 99.619 auf 923.671 Beschäftigte zurück – das sind rund 9,03 Prozent weniger.
Die Beschränkung der Überlassungsdauer auf 18 Monate wirke sich vor allem auch für die Zeitarbeitnehmer negativ aus: Bestes Beispiel dafür seien Beschäftigte in Projektarbeiten, die häufig länger dauern als eben diese 18 Monate. Gleiches, so Stolz, gelte auch für Arbeitskräfte, die als Vertretung im Krankheitsfall oder im Mutterschutz arbeiten.
Zeitarbeit als Frühindikator
Diese Gründe bestätige laut Stolz auch der BA-Bericht zum Aspekt Zeitarbeit als Frühindikator: Der im Jahr 2018 eingetretene saisonbereinigte Rückgang der Beschäftigung in der Zeitarbeit sei – anders als im Jahr 2008 – zunächst nicht als Vorbote eines konjunkturellen Einbruchs zu werten. Schon wegen des zeitlichen Zusammenhangs se, so die BA, davon auszugehen, dass die jüngsten gesetzlichen Regulierungen der Zeitarbeit zumindest bis in den Herbst hinein den Beschäftigungsrückgang verursacht haben.
Fachkräftemangel
Hinzu komme das Dilemma des Fachkräftemangels. Der Arbeitsmarkt sei quasi leergefegt, so dass die Zeitarbeitsunternehmen zunehmend Schwierigkeiten haben, die Kundenanfragen adäquat umsetzen zu können. Die Bundesagentur für Arbeit schließt sich dem an: "Darüber hinaus führt der Fachkräftemangel dazu, dass Leiharbeitnehmer vermehrt vom Entleihbetrieb übernommen wurden oder eine Beschäftigung außerhalb der Zeitarbeit gefunden haben."
Papierflut
Ebenfalls ein wichtiger Aspekt sei die mittlerweile überbordende Bürokratisierung, die Zeitarbeitsunternehmen regelrecht lahmlege: „Die Unternehmen können sich ihren eigentlichen Aufgaben nicht mehr im zeitlich angemessenen Umfang widmen, weil sie sich durch eine regelrechte Papierflut kämpfen müssen“, kritisierte der iGZ-Hauptgeschäftsführer.
Bürokratisierung
Deutlich stärker als andere Branchen werde die Zeitarbeit mit bürokratischen Lasten überfrachtet. „Unsere Unternehmen wollen und müssen sich mit Qualifizierung von Personal und der Suche nach Arbeitseinsätzen befassen – so bringen sie Menschen in Arbeit und stärken zugleich die Wirtschaftskraft“, betonte Stolz. Das Schriftformerfordernis in § 12 AÜG etwa stelle eine enorme bürokratische Belastung dar und sei zugleich nicht mehr erforderlich, um den ursprünglich angestrebten Schutzeffekt zu erzielen, verwies er auf die Digitalisierung der Wirtschaft und regte an, ein Textformgebot zu realisieren. Laut Schriftformgebot müssen beide Parteien vor Vertragsdurchführung auf demselben Dokument handschriftlich unterzeichnen. Personaldienstleistung komme inzwischen einem echten Hürdenlauf gleich.
Schwerpunkt Logistik
Die meisten Zeitarbeitnehmer finden sich mit 249.188 Arbeitnehmern nach wie vor im Bereich Verkehr und Logistik – allerdings ist auch hier im Vergleich zum Juni 2018 (267.352) ein Rückgang um 18.164 Beschäftigten zu verzeichnen. In den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung verzeichnete die BA ebenfalls sinkende Zahlen: Waren es im Juni 2018 noch 69.171 Zeitarbeitnehmer, registrierte das Statistische Amt im Dezember nur noch 64.639 Angestellte aus der Zeitarbeit in diesen Sektoren.
Schwerpunkt Personaldienstleistung
Insgesamt 50.641 Betriebe – und damit im Vorjahresvergleich 1,6 Prozent weniger – sind in der jüngsten Statistik für die Arbeitnehmerüberlassung für Dezember 2018 registriert. Den Schwerpunkt Zeitarbeit hatten zu jener Zeit 11.556 Unternehmen, was einem Plus von 0,5 Prozent entspricht. Die Zahl der Betriebe, die einen anderen Schwerpunkt haben und nur nebenbei Arbeitnehmerüberlassung betreiben, ging um 2,2 Prozent auf 39.085 Unternehmen zurück. (WLI)