HR soll Fakten zur Kenntnis nehmen

Am vergangenen Freitag meldete das Medien-Online-Portal www.meedia.de, dass der Hessische Rundfunk (HR) eingeräumt habe, dass eine in der Sendung „Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“ als Beleg herangezogene Email fingiert gewesen sei. Dieser Darstellung widersprach jetzt der HR laut Online-Portal "Der Westen".

Bewusste Ressentiments

iGZ-Kommunikationsleiter Marcel Speker hat sich in einem Brief an den Intendanten des Hessischen Rundfunks, Dr. Helmut Reitze, gewandt. In dem Schreiben stellt er einen Zusammenhang zwischen der als Kronzeugin in dem Beitrag aufgeführten spanischen Lehrerin, die sich später von ihren Äußerungen in der Reportage distanzierte, und den nun laut gewordenen Vorwürfen bezüglich der Email dar. "Unabhängig jedoch von der Frage, wie die Beweise und Belege zusammengetragen worden sind und ob dabei alles mit rechten Dingen zugegangen ist, müssen wir festhalten, dass mit dem Amazon-Beitrag – sicherlich ganz bewusst – Ressentiments gegen eine ohnehin am Pranger der öffentlichen Diskussion stehende Branche bedient worden sind", schreibt Speker. "Wer sich als junger, aufstrebender Investigativ-Journalist einen Namen machen möchte, weiß, dass solche Themen natürlich immer einen entsprechenden medialen und gesellschaftlichen Widerhall versprechen. Vielleicht mag die Kalkulation dahinter gestanden haben, dass sich so Schwächen in der Recherche eher überdecken lassen." Verantwortungsvoll sei ein solcher Ansatz aus seiner Sicht keineswegs.

Dauerhafte Diffamierung

Speker beklagt gegenüber Dr. Reitze, dass es sich bei der Amazon-Reportage nicht um eine differenzierte Einzelfallbetrachtung handele: "Es gibt in der deutschen Mediengeschichte wohl keinen Vergleich, dass eine Branche so unreflektiert und dauerhaft diffamiert wurde."

Fakten sprechen andere Sprache

Dabei lassen die Fakten durchaus eine andere Betrachtung zu: "Die Zeitarbeit ist eine Branche, die Menschen die Gelegenheit gibt, wieder in das Berufsleben zurück zu finden. Zwei Drittel aller Zeitarbeitskräfte waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zuvor beschäftigungslos. Knapp 90 Prozent der Zeitarbeitskräfte unserer Mitgliedsunternehmen arbeiten in Vollzeit und mehr als 80 Prozent sind unbefristet beschäftigt. Alle erhalten Tariflohn, seit jüngster Zeit plus Branchenzuschläge, je nach Dauer ihres Einsatzes in bestimmten Branchen. Der Mindestlohn ist auf Druck der Arbeitgeberverbände der Zeitarbeit eingeführt worden. Mit dem Leitbild der „Guten Zeitarbeit“ und einem unabhängig überwachten Ethik-Kodex geht der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) als mitgliederstärkster Arbeitgeberverband der Zeitarbeitsbranche in Deutschland einen konsequenten Weg zur Weiterentwicklung dieses auch für die heimische Wirtschaft so wichtigen Flexibilisierungsinstrumentes."

Zeitarbeit als Chancengeber

Konkret fragt der iGZ-Kommunikationsleiter den HR-Intendanten, "ob der Hessische Rundfunk bzw. die ARD an einer Darstellung der Zeitarbeitsbranche als tausendfacher Chancengeber interessiert sind und ob Sie sich ein entsprechendes Sendungsformat vorstellen können?" (MS)