Hoffen auf vietnamesische Pflegekräfte

Da der Fachkräftemangel bereits da ist, rekrutieren viele Zeitarbeitsunternehmen mittlerweile aus dem Ausland. In der Expertenrunde auf dem iGZ-Landeskongress NRW tauschten sich drei Zeitarbeitsunternehmer mit iGZ-Rechtsexpertin Judith Schröder und mit Moderator Marcel Speker aus.

Thomas Schlegtendal setzt in seinem iGZ-Mitgliedsunternehmen Hoffmann Medical Service GmbH auf Pflegekräfte aus dem Ausland: „Wir haben 180 Mitarbeiter in der Pflege beschäftigt. 50 bis 60 weitere Mitarbeiter könnten wir beschäftigen. Es fehlen uns zusätzlich 400.000 Pflegekräfte. Von Seiten der Krankenhäuser ist der Bedarf sehr groß“, berichtete er aus der aktuellen Praxis.

Pflegekräfte aus Vietnam

In einem neuen Projekt werden Pflegekräfte aus Vietnam vermittelt. Arbeitskräfte werden vor Ort ausgebildet und dann nach Deutschland geschickt. „Die Ausbildung ist im Ausland anders, deshalb gibt es Anpassungsmaßnahmen. Das dauert dann zwischen einem bis zwei Jahre. In Vietnam wurde zu viel ausgebildet und das Land möchte nun eng mit Deutschland zusammenarbeiten. Wir hoffen, dass die Politik uns unterstützt und Formalien beschleunigt“, betonte Schlegtendal.

Kulturelle Unterschiede

iGZ-Regionalkreisleiter Florian Meyer (Thüringen), GEAT AG, startete 2012, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. „Wir haben in Breslau, Polen, ein Unternehmen gegründet. Wir brauchten ein Konzept drumherum. Wie ein Reisebüro müssen wir uns um alle Umstände kümmern.“ 2015 kamen die Flüchtlinge nach Deutschland. „Kulturelle Unterschiede und Integration kosten Kraft, aber die meisten wollen Fuß fassen und sind engagiert. Unser Job ist ja Brücken bauen und vermitteln. Das machen wir in unserer Willkommenszentrale und es funktioniert.“ 2018 hätten sie mehr afghanische als polnische Mitarbeiter gehabt. „Das war ein wahnsinniger Prozess, aber in den meisten Fällen hat es einfach funktioniert.“

Armin Zeller setzt auf Kroaten

Ulmer Zeitarbeit hat 90 Prozent gewerbliche Mitarbeiter und setzt auf Arbeitskräfte aus Kroatien. „Wir waren vor vier Jahren gezwungen, Arbeitskräfte zu finden. Wir haben in Zagreb, Kroatien, ein Büro eröffnet. Die Vermittlung funktioniert. Die Mentalität der Kroaten passte gut zu den Schwaben. Ein paar Bretter mussten wir bohren“, meinte Zeller (Ulmer Zeitarbeit).

Fachkräfteeinwanderungsgesetz

„Es werden immer mehr Fragen an unser iGZ-Rechtsreferat gestellt. Echte Arbeitsmigration ist schwieriger. Bei Drittstaatlern muss man schauen, denn sie dürfen nicht direkt in der Zeitarbeit arbeiten. Ein echtes Sachargument von den Politikern hierfür fehlt allerdings. Zeitarbeit muss im Fachkräfteeinwanderungsgesetz berücksichtigt werden, da müssen wir abwarten“, betonte iGZ-Rechtsexpertin Judith Schröder. (KM)