Mögliche hauptamtliche Struktur des Gesamtverbandes der Personaldienstleister
Am 21. Juni entscheidet sich, ob die beiden Arbeitgeberverbände BAP und iGZ in Zukunft gemeinsam als ein Verband - als der Gesamtverband der Personaldienstleister (GVP) - agieren oder weiterhin als zwei getrennte Verbände ähnliche Ziele verfolgen. Hauptamtlich arbeiten für den Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) in Berlin derzeit 26 Beschäftigte, beim Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) sind in Münster und Berlin 41 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Im Gespräch erläutert der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des iGZ, Martin Dreyer, die Pläne zur möglichen hauptamtlichen Struktur.
Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer des iGZ und zukünftig möglichen stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des GVP laufen derzeit Überlegungen zu einer möglichen hauptamtlichen Struktur in einem neuen Verband. Ist dies nicht etwas verfrüht, da die Mitglieder der beiden Verbände iGZ und BAP erst am 21. Juni über die Zukunft und eine mögliche Verbandsneugründung abstimmen?
An erster Stelle steht der Respekt aller, die an der Verbandsneugründung arbeiten, vor dem Votum der Mitglieder über das Zusammengehen der Verbände. Sofern der Neugründungsvorschlag, wofür wir werben, angenommen wird, haben die Mitglieder den berechtigten Anspruch, dass wir dann nicht erst mit einer Orientierungsphase beginnen, sondern zügig loslegen. Insofern wäre es pflichtvergessen, würden wir uns nicht bereits jetzt diesem Thema zuwenden. Ich tue dies zusammen mit dem Hauptgeschäftsführer des BAP, Florian Swyter, und mit Werner Stolz, dem iGZ-Hauptgeschäftsführer, in einem sehr konstruktiven und vertrauensvollen Miteinander.
Natürlich wollen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Verbände erfahren, was ihre künftigen Aufgaben sein könnten.
Richtig. Das ist der zweite, wichtige Grund, warum wir uns im Vorfeld der Mitgliederversammlungen darum kümmern.
Verbandsstrategie und Mitgliederservice im Fokus
Welches Prinzip liegt der hauptamtlichen Struktur des neuen Verbandes zugrunde?
Die Struktur leitet sich aus der Verbandsstrategie ab. Die Gremien setzen diese in ihren Beschlüssen um. An oberster Stelle stehen für uns die Aspekte der Mitglieder- und Serviceorientierung. Wir sind für unsere Mitglieder da und wollen ihnen gute Dienstleister sein. Das sollte sich auch in der hauptamtlichen Struktur des Verbandes zeigen. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten direkt für die Belange der Mitglieder und stehen mit ihnen in einem engen Kontakt.
Wie wird das künftig mit dem Kontakt sein? Wird das nicht eher schwieriger, wenn der Verband so groß wird?
Nein, wir möchten gern das Gegenteil beweisen und die Kommunikationswege für die Mitglieder verbessern. Kommunikation ist sehr hoch einzuschätzen. Wir wollen nicht am „grünen Tisch“ über die Personaldienstleistung nachdenken, sondern im direkten Austausch mit den Mitgliedern in Erfahrung bringen, wo der Schuh drückt. Uns ist der Kontakt zu jedem Mitglied gleich wertvoll, unabhängig davon, ob es ein kleines, ein mittleres oder ein großes Mitgliedsunternehmen ist.
Moderne Organisationsstrukturen
Wie wird die Grundstruktur aussehen? iGZ und BAP haben zwar ähnliche, aber nicht deckungsgleiche Strukturen.
Wir dürfen bei diesem Thema nicht nur nach dem Motto vorgehen: „Das Beste aus beiden Verbänden zusammenfügen." Das wäre zu wenig. Es geht auch um Weiterentwicklung der Strukturen in Richtung größerer Agilität. Die Wirtschaft und die Arbeitswelt erfahren starke, teilweise disruptive Änderungen, da muss sich ein Verband, der diese moderne Personaldienstleistung vertritt, ebenfalls modern aufstellen.
Was verstehst Du unter einer solchen modernen Organisation?
Wir wollen einen noch besseren Austausch zwischen den Fachbereichen und eine stärker projektbezogene Arbeit. Wir wollen agiler arbeiten und denken, um der ständig wechselnden Themensetzung, mit der wir konfrontiert sind, noch besser zu begegnen. Wir möchten jeden Tag darüber nachdenken, wie wir den Service gegenüber unseren Mitgliedern verbessern können. Dazu gehört auch, dass wir die Vorteile der Digitalisierung nutzen, damit Mitglieder beispielsweise unkompliziert Seminare buchen oder Stammdaten ändern können.
Berlin und Münster
Beide Standorte Berlin und Münster werden fortgeführt. Wie kann das am besten organisiert werden?
Wir wollen die Teams beider Standorte zusammenführen. Deswegen sind standortübergreifende Teams wichtig. Wer früher mal zum einen oder zum anderen Verband gehörte, das sollte möglichst schnell an Bedeutung verlieren. Für die Führungskräfte entstehen neue Anforderungen: verstärktes Reisen, um Präsenz an beiden Standorten zu zeigen und Führung auf Entfernung. Wir werden deshalb besonders zu diesem Aspekt Coachings anbieten. Zwar ist das Thema nicht neu – beide Verbände kennen Home-Office-Situationen seit Jahren. Die Bedeutung des Führens auf Entfernung wird aber zweifellos zunehmen.
Die meisten Abteilungen und Fachbereiche gibt es in beiden Verbänden mit ähnlichen oder gleichen Themensetzungen. Wie sollen in den Bereichen Doppelbesetzungen aufgelöst werden?
Ja, solche Doppelbesetzungen gibt es. In vielen Bereichen brauchen wir aber auch die Kolleginnen und Kollegen, weil der neue Verband entsprechend wächst. Nehmen wir den Fachbereich Recht. Dort werden uns im größeren Verband auch erheblich mehr juristische Anfragen erreichen, sodass wir jede Juristin und jeden Juristen dringend für diese wichtigen Beratungs- und Serviceleistungen brauchen. Für andere Fachbereiche gilt Ähnliches. Es ist aber klar, dass nicht jeder Beschäftigte in Zukunft die Aufgabe und Funktion wird ausüben können, die er oder sie heute inne hat oder die er oder sie sich wünscht. Jeder wird Veränderungsbereitschaft mitbringen müssen. Uns ist wichtig, dass wir die sachlichen und personellen Ressourcen effektiv und sparsam zugunsten der Mitglieder und der satzungsgemäßen Ziele und Zwecke einsetzen.