Haltlose Gewerkschaftsvorwürfe

So werde eine Branche in den Dreck gezogen. „Bei uns gibt’s keine Sklaven.“ Seit fast 20 Jahren ist Riedel in Sachen Zeitarbeit tätig, in einem Bereich, der sich nach den Buchstaben des Gesetzes „Arbeitnehmer-Überlassung“ nennt. Seit 2007 führt sie ihr eigenes Unternehmen, das Mitglied im iGZ ist: die Riedel Montagen- und Dienstleistungs-GmbH an der Wilhelm-Lantermann-Straße.


Tarifbindung


Auf dem Tisch liegt das „iGZ-DGB-Tarifwerk für die Zeitarbeitsbranche“. „iGZ“ steht für den Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e. V., einem der großen Arbeitgeberverbände in dem Bereich, dem auch Riedel neben rund 1900 weiteren Mitgliedern angehört. Mit der Broschüre macht die 58-Jährige deutlich: „Wir sind tarifgebunden. Wir sind keine Sklavenhalter und Ausbeuter. Das sollte auch die IG Metall wissen, denn sie ist Vertragspartner für das Tarifwerk.“ Seit 2003 halte man sich daran, wenn man Beschäftigte auf Zeit an Firmen vermittle.


Pauschalurteil


Die ganze Kampagne der Gewerkschaft regt Riedel und ihr dreiköpfiges Team auf. „Wie kommt jemand dazu, so pauschal zu urteilen?“, fragt sich auch Michael Töpfer; er ist Personaldisponent bei Riedel. Natürlich gebe es in der Branche auch „schwarze Schafe“, wie überall. „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, das strengen Richtlinien unterliegt“, sagt Riedel, gelernte Diplom-Ingenieurin für Verfahrenstechnik. Wer Arbeitnehmer überlasse, müsse sich einer Prüfung durch die Agentur für Arbeit unterziehen. Ein wichtiges Kriterium sei die korrekte Umsetzung von Tarifverträgen.


Zertifizierung


Die erteilte Erlaubnis gilt für drei Jahre; nach erneuter Prüfung kann sie unbefristet sein. „Wir müssen nachweisen, dass wir eine weiße Weste haben und müssen Geld hinterlegen“, erklärt Riedel. Um solides Arbeiten nachzuweisen, habe man sich mehrfach zertifizieren lassen. (...) 45 Leute sind bei Riedel Montagen- und Dienstleistungen beschäftigt: „mit unbefristeten Arbeitsverträgen und Kündigungsschutz, Urlaubanspruch nach Betriebszugehörigkeit, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, garantierter Monatsarbeitszeit und der Möglichkeit zur Kurzarbeit“, zählt die Geschäftsführende Gesellschafterin auf. (...) „Bei uns sind Mindestlöhne eine Selbstverständlichkeit. Die Tarife sind allerdings etwas niedriger als die der IG Metall“, gibt Riedel zu. Man müsse als Personaldienstleister für die Kunden ja attraktiv sein, denn „bei den Arbeitgebern wird ganz schön gefeilscht.“


Equal Pay


Eingesetzt werden die ausnahmslos gewerblichen Mitarbeiter – Schlosser, Schweißer und Elektriker – bundesweit in der Großindustrie, aber auch im Handwerk. Siemens sei ein wichtiger Kunde, sagt Riedel; dort werde übrigens auch „Equal Pay“ (gleicher Lohn für gleiche Arbeit) praktiziert. Die meisten Zeitarbeiter seien bereits seit Jahren dabei. Nachwuchs rekrutiere man nicht selten bei Ausgebildeten, die von Firmen nicht übernommen wurden. Was ihre Kunden an den Leuten schätzten, sei die hohe Flexibilität und ihr Fachwissen. „Mir ist so mancher gute Mitarbeiter durch eine Festanstellung abhanden gekommen“, beklagt die Mutter einer Tochter und dreifache Oma. (...) (WAZ, 03.03.´11)