Härtere Auswirkungen als bei Finanzkrise 2009

Die Corona-Krise trifft Wirtschaft und Arbeitsmarkt schon jetzt deutlich härter als die Finanzkrise von 2009. So sind heute wesentlich mehr Branchen betroffen als damals. Gleichwohl hält sich die Zahl der Entlassungen im Vergleich zur Kurzarbeitsnutzung bislang in Grenzen, stellte jetzt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in seiner Serie zu den Folgen der Corona-Krise fest. Der iGZ wird in seiner kommenden Ausgabe des iGZ-Fachmagazins zur Zeitarbeit, „Z direkt!“ 02-2020, detaillierte Zahlen sowohl zur Wirtschaftskrise 2009 als auch zur Corona-Krise 2020 veröffentlichen und analysieren. Die Ausgabe erscheint voraussichtlich Ende Juni.

Das IAB kam in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass alle Branchen bis dato sehr viel stärker auf Kurzarbeit als auf Entlassungen setzen. Das zeige, dass die Betriebe bisher ganz überwiegend gewillt seien, ihr Personal zu halten. In der Spitze der großen Rezession im Jahr 2009, die durch die weltweite Finanzkrise ausgelöst wurde, gab es in Deutschland über 1,4 Millionen Kurzarbeiter. Verschiedene Studien haben darauf hingewiesen, dass Kurzarbeit damals wesentlich dazu beigetragen habe, die Effekte der Krise auf die Zahl der Arbeitslosen abzumildern. Insgesamt waren die negativen Wirkungen auf den Arbeitsmarkt in Deutschland tatsächlich sehr viel moderater als in anderen Ländern.

Schnelle Erholung

Im Jahr 2009 waren aufgrund der relativ schnellen Erholung der Wirtschaft im Schnitt 40,3 Prozent der Kurzarbeiter weniger als drei Monate in Kurzarbeit, 68,3 Prozent weniger als sechs Monate. Aber selbst 2009 fiel die Zahl der Kurzarbeiter, so das IAB, die im Frühjahr bei rund 1,3 Millionen lag, trotz der raschen wirtschaftlichen Erholung erst gegen Jahresende wieder unter die Millionenschwelle. Wie viele Menschen in der Corona-Krise wie lange in Kurzarbeit sein werden, werde stark von der Dauer der Rezession abhängen.

Gastgewerbe besonders betroffen

Der maximale Wert werde im Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie) erreicht, wo bereits für fast 93 Prozent aller Beschäftigten Kurzarbeitsanzeigen eingegangen seien. Diese Branche sei im besonderen Maße von den Schließungsmaßnahmen betroffen. Ähnliches gelte für die Branchen „Sonstige Dienstleister“, „Kunst“, „Unterhaltung und Erholung“ und „Private Haushalte“, wo insgesamt für knapp 43 Prozent aller Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet wurde.

Kaum Home Office

Stark betroffen seien zudem die Branchen „Verkehr und Lagerei“ mit 32,2 Prozent, das Baugewerbe mit 30,1 Prozent, Immobilien und „freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ mit 30,0 Prozent sowie der Handel mit 28,7 Prozent. Diese Branchen enthalten zahlreiche Berufe, für die ein Arbeiten im Homeoffice kaum oder nur schwer möglich ist.

Moderate Zahlen

Die Zahl der Entlassungen sei hierzulande auch im Vergleich zu Ländern wie den USA oder dem Vereinigten Königreich bislang nur moderat gestiegen. Es sei aber wahrscheinlich, dass die Entlassungen im weiteren Verlauf der Rezession zu Lasten der Kurzarbeit zunehmen werden, je länger diese andauere.

Weniger Neueinstellungen

Der Rückgang der Neueinstellungen aus Arbeitslosigkeit lag im April dieses Jahres ebenfalls bereits über dem aus 2009. Dadurch könnte die Arbeitslosigkeit laut IAB ebenfalls erheblich steigen. Eine direkte vorübergehende Subvention für Neueinstellungen, analog zu Kurzarbeit für bestehende Jobs, könnte den Arbeitsmarkt daher zusätzlich stützen. (WLI)