Grenzpendler nutzen Zeitarbeit
Aktuell sind die Grenzen wegen der Coronakrise – nicht alle – zu den europäischen Nachbarstaaten geschlossen. Vorher aber entwickelte sich seit 2010 ein reger Grenzverkehr ausländischer Beschäftigter, besonders auch von Zeitarbeitnehmern, die in Deutschland arbeiten und deren Wohnort sich im Ausland befindet. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Seit der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für die osteuropäischen EU-Beitrittsstaaten ab 2011 sei, so die IAB-Pressemitteilung, insbesondere die Zahl osteuropäischer Grenzpendler gestiegen und haben deutlich an Bedeutung für den deutschen Arbeitsmarkt gewonnen.
Hoher Zeitarbeitsanteil
Auffällige Unterschiede zwischen den klassischen und den neueren Grenzpendlern zeigen sich laut Studie bei der Beschäftigung bei Zeitarbeitsfirmen. In Deutschland gab es, so das IAB, 2019 insgesamt knapp 830.000 sozialversicherungspflichtige Zeitarbeitnehmer. Das entspreche 2,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Für Grenzpendler aus den meisten klassischen Ländern habe Zeitarbeit mit 1,2 bis zwei Prozent eine erkennbar geringere Bedeutung. Ausnahme sei hier Frankreich mit 7,1 Prozent Zeitarbeitnehmern. Bei den neueren Grenzpendlerländern liegen die Vergleichswerte laut Studie aber zum Teil bei über 20 Prozent. Die Slowakei hat 21,6 Prozent, Polen 25,6 Prozent und Ungarn beispielsweise 26,7 Prozent. Unter den Grenzpendlern aus Rumänien seien 12,5 Prozent in der Zeitarbeit tätig – in der Tschechischen Republik liege der Anteil bei 17,1 Prozent.
Helfertätigkeiten
In der Zeitarbeit tätige Grenzpendler aus Osteuropa seien besonders häufig als Helfer in den Bereichen Verkehr und Logistik beschäftigt. In der IAB-Erhebung wird vermutet, dass Zeitarbeitsfirmen bei guter konjunktureller Lage gezielt auf Einpendler aus Osteuropa zurückgreifen. Für Arbeitskräfte aus dem Ausland könnten Zeitarbeitsfirmen als Arbeitgeber laut IAB zudem eine Brücke in den deutschen Arbeitsmarkt darstellen.
Arbeitnehmerfreizügigkeit
Zwischen 2010 und 2019 sei die Zahl der in Deutschland arbeitenden Grenzpendler insgesamt von unter 69.000 auf mehr als 191.000 Beschäftigten gestiegen. Dieser Zuwachs liege vor allem an der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Arbeitskräfte aus den osteuropäischen EU-Beitrittsstaaten. Die Zahl der Grenzpendler sei dabei auch in Kreisen, die im Landesinneren liegen, gestiegen. Mittlerweile habe aber auch die Zahl der Grenzpendler aus Ländern deutlich zugenommen, die nicht an Deutschland angrenzen. Inzwischen kommen knapp 9.000 Grenzpendler aus Rumänien und jeweils rund 5.000 aus Ungarn und der Slowakei.
Pendeln
In der IAB-Studie werden alle Personen als Grenzpendler bezeichnet, die in Deutschland einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen und deren beim Arbeitgeber gemeldeter Wohnort im Ausland liegt. „Grenzpendeln ist somit ein relativ weiter Begriff und beinhaltet keine Anforderung an tägliches oder mindestens wöchentliches Pendeln, wie dies bei der Begriffsdefinition der Grenzgänger der Fall ist“, erklären die Autorinnen und Autoren der Studie. Es ist daher möglich, dass ein Grenzpendler einen Zweitwohnsitz am Arbeitsort hat, der in den verwendeten Sozialversicherungsdaten nicht enthalten ist. (WLI)
Und hier gibt´s die laufend aktualisierte Übersicht über Länderprogramme zur finanziellen Unterstützung für Grenzpendler: https://ig-zeitarbeit.de/coronavirus