„Gewerkschaften sollten Amokfahrt gegen Zeitarbeit beenden“

"Die Zeitarbeit hat sich zu einer unverzichtbaren Schlüsselbranche entwickelt, die so bunt ist wie der Arbeitsmarkt. Sie bietet Beschäftigung vom Arzt, Apotheker oder Ingenieur bis zum Hilfsarbeiter. Mehr als alle anderen profitieren gering Qualifizierte von der Zeitarbeit, die jetzt endlich wieder besser den Einstieg in Arbeit schaffen. Nach jahrzehntelangen Verkrustungen des Arbeitsmarkts hat die Politik ein Tor für Menschen aufgemacht, die bisher vielfach von Beschäftigung ausgesperrt waren. Für viele gering Qualifizierte in der Zeitarbeit würde die wohlklingende Forderung nach gleichem Lohn nicht Arbeit, sondern Arbeitslosigkeit bedeuten, weil der Zeitarbeitnehmer dann für den Einsatzbetrieb zu teuer wäre. Denn der laufende Lohn macht schon bei einem Festangestellten nur einen Teil der tatsächlichen Arbeitskosten aus. Für einen Zeitarbeitnehmer zahlt der Einsatzbetrieb aber ungleich mehr an das Zeitarbeitsunternehmen, weil zur Kostendeckung z. B. Ausfallzeiten und Verwaltungskosten mit einkalkuliert werden müssen", erklärte Volker Fasbender, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).

Flexibilität ist gefragt

Wer den Menschen Chancen auf Arbeit verweigere, führe sie in immer größere Abhängigkeit von Sozialleistungen. Statt neuer Vorschriften für den Arbeitsmarkt, wie von den Gewerkschaften gefordert, bräuchten Wirtschaft und Menschen flexible Beschäftigungsformen. Nur so entstünden zusätzliche Arbeit und Chancen zum Aufstieg. Das Allzeithoch bei den Erwerbstätigen und eine Arbeitnehmerzahl in Rekordnähe bewiesen, dass flexible Beschäftigungsformen keine vorhandene Arbeit verdrängten. Vielmehr schafften sie vor allem neue Beschäftigung, wo sonst Arbeitslosigkeit wäre. Bei einer unsicheren Auftragslage kann mit Zeitarbeit dort sofort Beschäftigung entstehen, wo das Risiko einer Festanstellung noch zu groß sei. Immer stärker erweise sich Zeitarbeit als Sprungbrett in eine Festanstellung.

Erholung erst durch Zeitarbeit möglich

"Die Erholung der Wirtschaft von der schwersten Krise der Nachkriegszeit im Rekordtempo ist durch flexible Beschäftigungsformen wie die Zeitarbeit überhaupt erst ermöglicht worden. Wer in einer zukünftig noch stärker arbeitsteilig und global zusammenarbeitenden Wirtschaft das nötige Mindestmaß an Beschäftigungsflexibilität verweigert, vertreibt Beschäftigung aus unserem Land. Die Gewerkschaften sollten deshalb ihre Amokfahrt gegen die Zeitarbeit sofort beenden", sagte Fasbender.

Lamento ohne Grundlage

Das Lamento der Gewerkschaften vom Lohndumping in der Zeitarbeit zu Lasten der Steuerzahler entbehre jeglicher Grundlage. Aufstockendes Arbeitslosengeld II ermögliche vielmehr überhaupt erst die Aufnahme einer Beschäftigung, wenn die eigene Arbeitskraft noch nicht zur Existenzsicherung ausreiche. "In der fünfseitigen im Februar 2011 veröffentlichten sogenannten Studie hat der DGB die Zahl der Aufstocker unter den Zeitarbeitnehmern nahezu doppelt so hoch angegeben, als es den Tatsachen entspricht. Von diesen Zahlentricksereien sollte sich niemand ins Bockshorn jagen lassen", sagte Fasbender.