Geringstes Arbeitsvolumen seit Wiedervereinigung

Im zweiten Quartal 2020 erreichte das Arbeitsvolumen einen neuen Tiefstand seit der Wiedervereinigung, meldet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB). Die geringen Arbeitsstunden im Zeitraum April bis Juni ließen sich auf Kurzarbeit, Abbau der Zeitguthaben auf den Arbeitszeitkonten, Freistellungen und weniger Überstunden zurückführen. Vorläufige Hochrechnungen des IAB zeigen einen Höhepunkt in der Anzahl der Kurzarbeitnehmer: 5,5 Millionen Arbeitnehmer (ein Sechstel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) sind derzeit in Kurzarbeit. „Die Zahl der Arbeitsstunden lag zwischen April und Juni so niedrig wie noch nie in einem Quartal seit der Wiedervereinigung“, erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ des IAB, die Folgen der Coronakrise.

Dieser Trend ist auch in der Zeitarbeit zu beobachten: In einer Umfrage der iGZ-Mitgliedsunternehmen aus April 2020 gaben 75 Prozent der Befragten an, bereits Kurzarbeit angemeldet zu haben. Weitere zehn Prozent rechneten damit, bald Kurzarbeit zu beantragen. Ein Drittel der Befragten (35 Prozent) schätzte die Corona-Krise sogar als „existenzgefährdend“ ein.

Flexible Reaktion

Entsprechend sanken auch in der Zeitarbeitsbranche die geleisteten Arbeitsstunden – 67 Prozent der Befragten kündigten an, die Arbeitszeitkonten abzubauen, 60 Prozent wollten die Vergabe von Urlaub nutzen, und 48 Prozent fürchteten, entlassen zu müssen. Ebenfalls auf der Agenda stand die Vermittlung in einen neuen Einsatz (38 Prozent) oder Standby im Garantielohn (16 Prozent).  Aufgrund der andauernden Coronakrise entschied sich die Bundesregierung, Kurzarbeit auch für Zeitarbeitnehmer bis zum 31. Dezember 2021 zu verlängern. 

Leichter Aufwärtstrend

Obwohl die Zeitarbeit unter der Corona-Pandemie leidet, zeichnet sich dank der Flexibilität der Branche aktuell ein leichter Aufwärtstrend ab: Das Statistische Bundesamt verzeichnete für den Monat Juni im Vergleich zum Vormonat Mai eine Zunahme der Zeitarbeitskräfte um 4.600 auf insgesamt 630.600 zu, was einem Plus von 0,7 Prozent entspricht. Im Mai lag die Zahl noch bei 626.000 Beschäftigten. Nach wie vor extrem rückläufig allerdings ist der Vorjahresvergleich: Im Juni 2019 lag die Zahl der Zeitarbeitnehmer noch bei 750.200 Beschäftigten, was ein Minus von 119.600 (15,9 Prozent) bedeutet. (GB)