Freie Lehrstellen trotz hoher Bewerberzahl
Im August 2018 ist es zehn Jahre her, dass die Ausbildung zu Personaldienstleistungskaufleuten (PDK) erstmals angeboten wurde. Offenbar ein Angebot, das den Nerv der Zeit voll getroffen hat – jährlich verzeichnet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) rund 1.000 neue PDK-Azubis – längst steht der Ausbildungszweig regelmäßig in den Top 100 der beliebtesten Ausbildungsberufe. Und seit 2008 wandelt sich die Zeitarbeit von der Branche der Quereinsteiger zu einem Wirtschaftszweig der Spezialisten.
Eine Nachfrage, die nicht alle Ausbildungsangebote vorweisen können: Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist laut Spiegel online so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Schuld, so das Magazin, haben auch die Betriebe selbst.
Azubi-Mangel
Restaurantfachmann/-frau etwa sei der Beruf mit den meisten offenen Lehrstellen in Deutschland. Ähnlich unbeliebt seien das Fleischer- und das Fachverkäufer für Lebensmittelhandwerk. Jeder dritte Ausbildungsplatz könne in diesen Bereichen nicht besetzt werden. Die drei Berufe gelten – so der Spiegel - als Paradebeispiele des Azubi-Mangels.
Lehrstellen unbesetzt
Erstaunlich dabei: Es existieren mehr Bewerber als Ausbildungsplätze: 603.500 Jugendliche meldeten sich zwischen Oktober 2016 und September 2017 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf der Suche nach einer Lehrstelle. Demgegenüber standen jedoch lediglich 572.000 Ausbildungsplätze. 523.300 Jugendlich traten dann in der Zeit eine Ausbildung an - 48.900 Lehrstellen blieben unbesetzt. Laut Experten sei das Hauptproblem, dass Anspruch und Angebot nicht zueinander passen. Unterschiedliche Standorte, nicht passende Noten oder auch einfach nur unterschiedliche Interessenlagen seien hierfür einige Beispiele.
Abitur
Oftmals würden auch die Eltern ihren Kindern Berufe regelrecht ausreden: Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung komme in einer Studie zu dem Ergebnis, dass viele Eltern und Lehrer Jugendlichen eher dazu raten, lieber einen möglichst hohen Schulabschluss zu erzielen als eine Ausbildung zu beginnen. "Könnte man Friseur studieren, wäre für viele die Welt bereits in Ordnung", werde in der Studie eine Bildungsberaterin zitiert.
Hohe Anforderungen
Umgekehrt haben aber auch viele Unternehmen hohe Ansprüche. Erschwerend für die Ausbildung wirke sich etwa ein Alter von über 20 Jahren, die ausländische Staatsangehörigkeit und ein Hauptschulabschluss aus. Laut Unternehmen haben mittlerweile nur noch Abiturienten eine angemessene Bildung. Jedoch seien auch die Anforderungen gestiegen: „Wer früher Kfz-Mechaniker gelernt habe, würde mit dieser Eignung heute kaum den Ausbildungsvertrag zum Kfz-Mechatroniker schaffen", wird in der Studie der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ein Berufsschullehrer zitiert. (WLI)