Flüchtlingsbeschäftigung: Bürokratie kritisiert
Ein großer Teil der Anfragen an das Rechtsreferat des iGZ dreht sich um die Beschäftigung von Flüchtlingen – in einer Expertenrunde zum Thema „Flüchtlinge und Integration durch Arbeit – Theorie und Praxisschock“ griff der iGZ beim iGZ-Landeskongress Nord in Lübeck die Thematik auf. Helmut Peter, Unternehmer, Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, Emad Kendakji, Time Partner Personalmanagement GmbH, Judith Schröder, Leiterin iGZ-Fachbereich Arbeits- und Tarifrecht, sprachen über tägliche Hürden und Stolperfallen, die es in der Zeitarbeitsbranche zu beachten gilt.
„Im Zweifelsfall besser immer erst fragen“, empfahl Baumann den rund 200 Teilnehmern des Kongresses. Kendakji, ehemaliger Flüchtling aus Syrien und mittlerweile Personaldisponent bei einem iGZ-Mitgliedsunternehmen, berichtete aus der täglichen Praxis der zahlreichen Behördengänge, die er zu bewältigen habe.
Potenzial erkannt
Erleichtert werde ihm das durch den Umstand, dass er in Syrien als Rechtsanwalt tätig war. Bei Timepartner kümmere er sich jetzt vornehmlich um geflüchtete Landsleute. Beworben hatte sich Kendakji ursprünglich als externer Mitarbeiter – das Unternehmen erkannte indes sein Potenzial und stellte ihn intern ein.
Integration via Ausbildung
Peter erläuterte, wie die Integration 15 junger Mitarbeiter in seinem Unternehmen realisiert worden sei. Eins der Hauptprobleme sei das Erlernen der deutschen – vor allem der für den Beruf notwendigen Fachsprache – gewesen. Sechs Auszubildende hielten den Herausforderungen am Ende stand und absolvierten die Anforderungen mit Bravour. Als Unternehmer müsse man dabei konsequent sein. „Wir können es nur anbieten, das Lernen müssen die Auszubildenden schon selbst bewältigen“, unterstrich Peter.
Bürokratiewege
Er bemängele die langen Bürokratiewege in der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, die häufig mit sehr großem Zeitaufwand verbunden sei. Hier müsse dringend Abhilfe geschaffen werden. Judith Schröder erinnerte daran, dass dieses Problem nicht nur bei Flüchtlingen, sondern bei allen Arbeitnehmern mit Migrationshintergrund existiere. Vor allem im Bereich Prävention und Arbeitsschutz gelte es, den Anforderungen gerecht zu werden, weil die Konsequenzen bei Nichtverstehen verheerend sein könnten.
Riesige Hürde
Baumann beklagte in diesem Zusammenhang die Flut der Schriftlichkeit – das sei für Mitarbeiter aus anderen Ländern, wo diese Ausartung von Bürokratie eher fremd sei, eine riesige Hürde. Er appellierte, die Arbeit der Zeitarbeitsbranche zu entbürokratisieren. Judith Schröder ergänzte, dass beispielsweise im Handwerk aufwändige Mechanismen bei der Anerkennung von Abschlüssen greifen, die dann auch zulasten der Flexibilität gingen. Eine praktische Expertise sei hier eine Alternative, die man gleichwertig behandeln könne. (WLI)