Flüchtlinge haben hohe Bildungsmotivation
Flüchtlinge in Deutschland sind motiviert sich fortzubilden und zu arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Soziooekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin durchgeführt wurde.
Obwohl bislang erst ein Prozent der Geflüchteten einen Schulabschluss in Deutschland erworben habe und ein Prozent zum Befragungszeitpunkt in Deutschland zur Schule gehe, seien viele Flüchtlinge sehr ambitioniert, sich weiterzubilden. 46 Prozent der erwachsenen Geflüchteten würden einen allgemeinbildenden Schulabschluss in Deutschland anstreben. 66 Prozent planen einen beruflichen Abschluss, jeder dritte von ihnen möchte laut der Studie anschließend auch noch einen akademischen Abschluss erreichen. Demnach sei zu erwarten, dass sich die Bildungsstruktur der Geflüchteten noch stark verändern werde.
Niedrigeres Bildungsniveau
Derzeit hätten 26 Prozent der Schulbesucher in der Stichprobe die Schule ohne Abschluss verlassen. Neun Prozent haben gar keine Schule besucht, so das Ergebnis der Studie. In diesem unteren Bereich des Bildungsspektrums würden sich die Flüchtlinge deutlich von den Deutschen unterscheiden. Insgesamt hätten 55 Prozent der Geflüchteten zehn und mehr Schuljahre in allgemeinbildenden Schulen verbracht und damit ein Niveau erreicht, das in Europa als Mindeststandard gelte. Bei der deutschen Bevölkerung treffe dies auf 88 Prozent zu.
Wenig abgeschlossene Berufsausbildungen
Unterschiede bei den Bildungsabschlüssen seien zum einen darauf zurückzuführen, dass die Bildungsbiografien durch Krieg, Verfolgung und Flucht unterbrochen wurden. Zum anderen sei aufgrund der Unterschiede in den Bildungssystemen ein Vergleich der Schultypen über verschiedene Länder nur eingeschränkt möglich. Am deutlichsten sei der Unterschied bei beruflichen Abschlüssen: sechs Prozent der befragten Flüchtlinge haben einen beruflichen Abschluss gegenüber 59 Prozent der deutschen Bevölkerung. Da entsprechende Ausbildungssysteme in den Herkunftsländern in der Regel nicht vorhanden sind, seien handwerkliche, technische und kaufmännische Berufe in den Herkunftsländern ohne formelle Ausbildung ausgeübt worden.
Arbeitsmarkterfahrung
73 Prozent der 18- bis 65-jährigen Befragten gaben an, bereits vor der Einreise nach Deutschland Berufserfahrungen gesammelt zu haben. Der Anteil der Frauen mit Berufserfahrung sei dabei geringer als der der Männer. In Zukunft wollten 78 Prozent der Befragten „ganz sicher“ eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, weitere 15 Prozent „wahrscheinlich“.
Steigende Sprachkenntnisse
Grundvoraussetzung für die Integration ins Bildungssystem oder Erwerbsleben sind Sprachkenntnisse. Rund 90 Prozent der Geflüchteten gaben an, beim Zuzug nach Deutschland noch keine Deutschkenntnisse gehabt zu haben. Doch bereits zum Zeitpunkt der Befragung schätzten18 Prozent der Geflüchteten, die noch keine zwei Jahre in Deutschland waren, ihre deutschen Sprachkenntnisse als gut oder sehr gut ein. 35 Prozent bezeichneten sie als mittelmäßig. (AA)