Bild

Anke Plättner moderierte den iGZ-Bundeskongress, Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, begrüßte die über 300 Teilnehmer aus dem virtuellen Studio.

"Flexibilität entscheidet über Sieg oder Niederlage"

„Wir sind gut damit beraten, den Kongress digital durchzuführen“, verwies der iGZ-Bundesvorsitzende Christian Baumann mit Blick auf die pandemische Entwicklung und Ausbreitung der Delta-Variante auf die Entscheidung, den iGZ-Bundeskongress wieder virtuell durchzuführen. Baumann richtete den Fokus auf die vergangenen Entwicklungen in der Zeitarbeitsbranche.

Der Bundesvorsitzende betonte, die Zeitarbeit habe die Situation bedingungslos akzeptiert und flexibel auf die geänderten Bedingungen der Coronakrise reagiert. Zahlreiche Mitarbeiter seien qualifiziert und dann im Einzelhandel und den Gesundheitsämtern eingesetzt worden. Demgegenüber stünden zahlreiche Arbeitsplatzverluste in den Bereichen Gastronomie und Produktion. Baumann schaute auch nach vorn und erinnerte an die Bundestagswahl im Herbst.

Zeitarbeit selbst gestalten

„Wir sind in der Lage, unsere Bedingungen mit den Sozialpartnern selbst zu gestalten und zu realisieren“, reagierte er auf die teils abenteuerlichen Formulierungen mancher Wahlprogramme zum Thema Zeitarbeit. Der iGZ-Bundesvorsitzende forderte ein, das hohe Gut der Tarifautonomie zu respektieren.

Massive Einschränkungen

Unter dem Deckmantel der Schutzbedürftigkeit habe es massive Einschränkungen der Zeitarbeit gegeben, erinnerte er an das Zeitarbeitsverbot in der Fleischindustrie. Dieser Logik sei nicht mehr zu folgen, die Verfassungsbeschwerde gegen diese Regulierung die logische Schlussfolgerung. „Die Verfügbarkeit von Flexibilität wird über Sieg oder Niederlage der deutschen Wirtschaft entscheiden“, unterstrich Baumann auf die große Tragweite solch´ sensibler Entscheidungen.

Kampf um jeden Arbeitsplatz

Worte, die ankamen bei den über 300 Teilnehmern des digitalen iGZ-Bundeskongresses, der ein abwechslungsreiches Programm bot: Leonie Gebers, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, richtete zunächst ein Grußwort an das digitale Forum. „Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz. Wichtig dabei ist die Kurzarbeit“, erläuterte die Referentin eingangs. Das koste zwar viel Geld, sei aber richtig ausgegeben.

Anstehende Aufgaben

Trotz des Lockdowns sei es zahlreichen Unternehmen möglich gewesen, damit ihre Mitarbeiterschaft zu halten. In den Hintergrund aber nicht verdrängt habe das Coronavirus die Aufgaben, die in den nächsten Jahren auf der Agenda der Wirtschaft stehen. Unter anderem sprach Gebers die Digitalisierung und die duale Ausbildung an. Jetzt gelte es, Beschäftigungsfähigkeit zu sichern, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, setzte sie auf Weiterbildung.

Ein weiter Weg

Wie der Neustart nach Corona in der sozialen Marktwirtschaft gelingt, erläuterte Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer Gesamtmetall. Zander unterstrich das enge Zusammengehen sowohl der beiden Branchen als auch der Verbände. Es sei aber noch ein weiter Weg bis zum Vorkrisenniveau 2018 meinte der Hauptgeschäftsführer angesichts der konjunkturellen Einbrüche wegen Corona. Für das aktuelle Jahr sei jedoch schon ein schneller Aufholprozess zu vermerken, blickte er zuversichtlich nach vorn. „Die Produktionserwartungen stabilisieren sich auf hohem Niveau und das ist auch für die Zeitarbeit eine gute Nachricht, zeigte sich Zander optimistisch. Das äußere sich zudem in den rückläufigen Kurzarbeiterzahlen.

Brücke in den Arbeitsmarkt

Als „Chance“ bezeichnete Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit, die Zeitarbeit hinsichtlich der aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes: Nie zuvor habe es einen dermaßen großen Einbruch in der Wirtschaft gegeben wie mit der Coronapandemie im vergangenen Jahr. Nicht nur, dass die Beschäftigtenzahlen innerhalb kürzester Zeit massiv zurückgingen – auch habe es mit sechs Millionen Anzeigen zur Kurzarbeit noch nie eine so hohe Zahl dazu gegeben. In der Coronakrise habe sich sowohl die Vorreiterrolle der Zeitarbeit als auch deren Risiken gezeigt. Es sei absolut richtig gewesen, das Instrument der Kurzarbeit in der Zeitarbeit einzusetzen, betonte er die Rolle der Branche als Konjunkturbarometer. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass gerade die Zeitarbeit für Beschäftigte, die sonst in der Wirtschaft keine Chance hätten, eine Brücke in den Arbeitsmarkt seien.

Interviews mit Politikern

Im Schatten der Bundestagswahl sprach die Kongressmoderatorin Anke Plättner mit den Vertretern der politischen Parteien: Unter dem Titel "Ideale Impfdosis für den Aufschwung – wie viel Zeitarbeit brauchen wir?" kamen dabei Jana Schimke MdB CDU/CSU, Bernd Rützel MdB SPD, Michael Theurer MdB FDP, sowie für die Gewerkschaften Stefan Körzell DGB-Vorstandsmitglied, und für den Zeitarbeitgeberverband Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, zu Wort. Diese Interviews stehen unter: "iGZ-Interviews".

Entkalkung

„Krisen als wichtige Entkalkungsfunktion – Lektionen für Unternehmen nach der Krise“ lautete das Thema des Vortrags von Anja Förster, Bestsellerautorin und Gründerin Rebels at Work. Krisen, so die Referentin, haben auch eine hohe Nützlichkeit. Dass Krisen passieren, könne man nicht verhindern – die Herausforderung sei die Reaktion darauf. Es gelte, in die Offensive zu gehen, um Veränderungskräfte freizusetzen. Dazu sei „Z.F.D.B.“ notwendig, Das stehe für „Zeit für die Birne“. Das bedeute schlicht, alles technisches Gerät beiseite zu schieben, um sich Zeit für tiefes Nachzudenken zu geben. Produktivität beginne eben damit, den richtigen Weg zu wählen. Man müsse sich die Frage „Was könnte sein?“ und nicht „Was ist?“ stellen.

Verfassungsbeschwerde kontra Verbot

Unter dem Motto "Ich glaube, mein Schwein pfeift: Verfassungsbeschwerde gegen das Überlassungsverbot in der Fleischwirtschaft" diskutierten RA Vehid Alemić, Hauptgeschäftsführer Verband der Ernährungswirtschaft e.V. (VdEW), Roger Lothmann, Geschäftsführer TimePartner Personalmanagement GmbH, Prof. Dr. Peter Schüren, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Susanne Uhl, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, und Dr. Martin Dreyer, iGZ-Geschäftsführer. Die Podiumsdiskussion steht unter "Ich glaub´, mein Schwein pfeift".

"Mensch, ärgere Dich nicht"

Corona und die Nach-Merkel-Ära: Die Bundestagswahl 2021 unter neuen Vorzeichen betrachtete Hajo Schumacher, Journalist, Buchautor und Moderator aus journalistischer Sicht. Unter der Überschrift „Mensch, ärgere Dich nicht“ spielte er die verschiedenen Möglichkeiten des Wahlausgangs durch. Der ehemalige Spiegelredakteur beleuchtete dabei auch die Politik der vergangenen Jahre und deren Ergebnisse. Mit einem Schlusswort beendete schließlich der iGZ-Bundesvorsitzende Christian Baumann den iGZ-Bundeskongress. (WLI)

02.06.2022

Tagungsmappe Bundeskongress 2021