Fit in die Zukunft!
„Wir helfen dem Standort Deutschland zukunftsfähig zu bleiben!“, brachte Robert A. Schäfer, iGZ-Landesbeauftragter Hessen, die Kernkompetenz der Zeitarbeitsbranche auf den Punkt. Beim iGZ-Landeskongresses Mitte begrüßte er als Gastgeber die rund 150 Teilnehmer in Wiesbaden.
Keine Illusionen
Die Zeitarbeit unterstütze die Wirtschaft – und das nicht nur in Krisenzeiten. „Dennoch hat die Regierung verabredet, die Branche weiter einzuschränken“, erinnerte er an den Beschluss des Koalitionsgipfels eine Höchstüberlassungsdauer sowie gesetzliches Equal Pay einzuführen. „Ich mache mir keine Illusionen“, verdeutlichte Schäfer. „Unsere Branche hat viel geschafft und ich glaube, dass es uns gelingen wird, während des Gesetzgebungsverfahrens die schädlichen Giftzähne zu ziehen.“ Dennoch sei er es leid, dass immer wieder neue Regelungen die Rahmenbedingungen der Zeitarbeit erschweren. Hauptleidtragende dieser Regulierungen seien die Zeitarbeitnehmer.
„Tragfähiger Kompromiss gefunden“
Heiko Kasseckert MdL, Sprecher des Wirtschaftsausschusses der CDU-Landtagsfraktion Hessen, sprach dem iGZ schmunzelnd „hellseherische Fähigkeiten“ zu. Der Kongresstag hätte angesichts der politischen Entwicklungen nicht besser gewählt sein können. Die Begrenzung der Überlassungsdauer auf 18 Monate werde die Situation in der Branche grundlegend verändern. „Ich bin aber überzeugt davon, dass am Ende ein einigermaßen tragfähiger, vernünftiger Kompromiss gefunden wurde“, urteilte Kasseckert. Durch das spätere geplante Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Januar 2017 - oder bei eventuellen Verzögerungen 1. Juli 2017 - habe die Branche Zeit, sich auf die Neuerungen einzustellen. „Es wird keine generell negative Entwicklung geben, die Zeitarbeit wird die Wirtschaft weiterhin als Flexibilitätsreserve nutzen können“, prophezeite er.
Digitalisierung verändert die Strukturen
Welche Veränderungen durch die Digitalisierung auf die Arbeitswelt zukommen, fasste Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE), zusammen. „Industrielle Arbeitsstrukturen lösen sich zunehmend auf“, schaute sie in die Zukunft. Per Internet könnten Videokonferenzen geschaltet werden, sodass es letztlich egal sei, wo sich Mitarbeiter gerade aufhalten. Gleichzeitig ergebe sich dadurch das Problem, dass Arbeitnehmer theoretisch immer erreichbar seien. „Sie sind aber trotzdem nicht immer verfügbar“, stellte sie klar. Hier müsste es klare Regeln geben. Für die Zeitarbeit bestehe das größte Entwicklungspotential im Bereich von komplexen Nicht-Routinetätigkeiten, die nicht von Computern übernommen werden können. Dafür müssten Zeitarbeitnehmer sicher im Umgang mit IT und Medien sein sowie eine hohe Lern- und Veränderungsbereitschaft wie -fähigkeit mitbringen.
Politik entscheidet Branchenzukunft
„Derzeit sehen wir keinerlei Anzeichen dafür, dass sich aufgrund der Digitalisierung direkte negative Auswirkungen auf die Zeitarbeitsbranche ergeben“, griff Dr. Oliver Stettes, Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt und Arbeitswelt des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, das Thema in seinem Vortrag auf. Zwar werde der Helferbereich ein wichtiges Segment bleiben, der Höherqualifizierungstrend in Kundenunternehmen werde sich aber auch auf die Anforderungen an Zeitarbeitskräfte auswirken. Das bedeutet: Auch Helfer müssen künftig besser qualifiziert sein. „Die Herausforderung für Zeitarbeitsunternehmer wird also sein, das Kompetenzfeld der Beschäftigten stetig weiter auszubauen“, riet Stettes den Kongressteilnehmern. Erschwert werde das bedauerlicherweise durch die Pläne der Bundesregierung, Zeitarbeitseinsätze auf maximal 18 Monate zu begrenzen. „Es ist weniger die Entwicklung der Wirtschaft, sondern viel mehr die Entwicklung in der Politik, die bestimmt, wie sich ihre Branche in Zukunft entwickeln wird“, fasste er zusammen.
Juristisches Expertengespräch
In einem juristischen Expertengespräch bewerteten Dr. Martin Dreyer, iGZ-Geschäftsführer, und RA Dr. Oliver Bertram, Taylor Wessing, die Einigung des Koalitionsgipfels zur geplanten AÜG-Reform. (siehe separater Artikel). Der iGZ wird seine Mitgliedsunternehmen schnellstmöglich ausführlich über die Neuerungen informieren. (ML)