Fit für die Transformation mit Serious Gaming
Im Interview „Auf 100 Worte mit“ müssen sich die Gesprächspartner kurz fassen. Ihnen stehen pro Antwort nicht mehr als 100 Worte zur Verfügung. Diesmal traf sich der iGZ mit Christine Stütz, systemische Organisationsberaterin bei HRpepper GmbH & Co. KGaA. Christine Stütz ist auch Workshop-Moderatorin beim iGZ-Forum Personalmanagement und lädt die Teilnehmer dort am 28. April ein, sich kreativ als Game Designer zu betätigen.
Die meisten Menschen beschäftigen sich in ihrer Freizeit gern mit Gesellschaftsspielen. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Serious Gaming“ in der Arbeitswelt?
Serious Games zielen darauf ab, dass Spielende ein reales Problem aus der Arbeitswelt lösen. Es geht um ein ausdesigntes Spiel, das über den Zweck der Unterhaltung hinausgeht. Man könnte auch von einem Spiel mit ernstem (Lern-)Ziel sprechen. Alle Elemente des Spiels können enthalten sein, wie etwa das „Scaffolding“, das Herunterbrechen einer Herausforderung in Teilschritte, oder das „Balancing“, damit die Herausforderungen ausreichend, aber nie zu schwierig sind. Serious Games schaffen es, Menschen in einen Flow zu bringen und Spaß zu erzeugen. Weitere Begriffe in diesem Zusammenhang sind „Gamification“ und „game-based Learning“, die Elemente des Spiels für die Gestaltung von Organisationen nutzen.
Wie grenzen Sie Serious Gaming und Lego Serious Play voneinander ab?
Lego Serious Play nutzt viele Elemente des Spiels und könnte damit als „Gamification“ eingeordnet werden, da kein abgeschlossenes Spiel gebaut wird. Im Englischen gibt es die Unterscheidung zwischen „game“, das Spiel als Setting mit Rahmen und Regeln, und „play“ für das Spielen als Aktion. Diese Unterscheidung ist für Unternehmen wenig hilfreich, da beides miteinander verknüpft ist. Wichtig beim Serious Gaming wie auch beim Lego Serious Play ist die Nutzung des menschlichen Bedürfnisses zu spielen und die Überzeugung, dass das im Spiel Erfahrene in die reale Arbeitswelt hineinführt. Wichtig ist in allen Fällen, dass Spiele freiwillig und ohne Zwang stattfinden.
Warum sollten sich auch Personaler der Zeitarbeitsbranche mit Serious Gaming befassen?
Die Zeitarbeitsbranche befindet sich im Wandel. Neue Kompetenzen werden erworben sowie Prozesse, Strukturen und Produkte etabliert. Transformation hat mit Verhaltensänderung zu tun – und weil das schwierig ist, scheitern viele. Dass Veränderung mit Lernen und Lernen mit Freude zu tun hat, wird oft vergessen. Aus der Lerntheorie wissen wir jedoch, dass wir am besten dann lernen, wenn positive Emotionen damit verknüpft sind. Spielen schafft genau das! Im Spiel lernen wir, ohne es zu merken und schaffen dabei Veränderung. Anwendungsgebiete für Serious Gaming sind die Etablierung neuer Arbeitsweisen hin zu mehr Agilität oder die Einbettung in Lernlandschaften – und stellen damit ein hilfreiches Instrument für Personaler dar.
Welche Chancen bietet Serious Gaming Mitarbeitern in coronabedingten Homeoffice-Zeiten?
Wer kennt das im Homeoffice nicht? Die Decke fällt uns auf den Kopf, die Kontakte zum Team fehlen, die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem verschwimmen und die Selbstorganisation ist eine unendliche Herausforderung. Viele Serious Games oder game-based Learnings sind mittlerweile digital und können daher gerade im Homeoffice wirksame Impulse zu Verhaltensveränderungen und Lernen bieten. Über sogenannte Mikrointerventionen können beispielsweise gesündere Ernährung, Impulse für Bewegung, Anreize, mit anderen in Kontakt zu kommen oder kleine Challenges hin zu mehr Effizienz spielerisch erlebt werden. In Teams in einer Organisation gegeneinander zu spielen, schafft Anreize und ganz nebenbei werden gemeinsame Ziele erreicht. (BR)