Fit bleiben – Vorsorge treffen

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, erinnerte Sven Kramer, stellvertretender iGZ-Bundesvorsitzender, in seinem Grußwort beim iGZ-Landeskongress Ost an die Verpflichtung aller, sich bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms zu beteiligen. Wichtig sei dabei aber nicht nur, dass die Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf haben. Langfristig brauchen sie laut Kramer auch eine Perspektive und einen geregelten Tagesablauf. „Und hier kommen wir Zeitarbeitsunternehmer ins Spiel“, stellte er klar.

Wie kaum eine andere Branche sei die Zeitarbeit in der Lage, Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Um alle rechtlichen wie sozialen Besonderheiten beachten zu können, erarbeite der iGZ derzeit ein umfassendes Schulungsprogramm. „Auch beim Thema Flüchtlinge können Sie sich beim iGZ auf einen starken Partner verlassen“, wandte er sich an die Mitglieder. In Richtung Politik betonte er: „Die Vorrangprüfung muss abgeschafft werden!“ Es gebe keinen Grund, warum Flüchtlinge erst nach 15 Monaten in der Zeitarbeit beschäftigt werden dürfen und nicht wie in anderen Branchen bereits nach drei Monaten. „Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen“, betonte Kramer vor den rund 200 Kongressteilnehmern.

Nebeneinander, nicht nacheinander

Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., unterstützte Kramer in dieser Forderung. Natürlich sei es wichtig, dass Flüchtlinge bei der Bewältigung ihrer Traumata begleitet werden. Die Integration in den Arbeitsmarkt und ein strukturiertes Leben sei aber ein Teil davon. „Das muss nicht nacheinander, sondern nebeneinander passieren“, forderte sie. (zum separaten Artikel)

Unternehmensnachfolge vorbereiten

In zwei parallelen Workshops konnten die Teilnehmer ihr Programm nach der eigenen Interessenlage individualisieren. Michael Keller, Keller & Coll., erläuterte, was es bei der Unternehmensnachfolge zu beachten gebe. Gerade im Mittelstand sei der Unternehmer oftmals der alleinige Entscheider, ohne den die Geschäfte nicht laufen. „Verantwortung abgeben“ sei daher oberste Prämisse. Schließlich müsse das Unternehmen zumindest nach einer Übergangszeit auch ohne den ehemaligen Besitzer auskommen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement

„In der Zeitarbeitsbranche ist Gesundheitsmanagement besonders schwierig, gleichzeitig aber auch besonders wichtig“, fasste Trainerin und Coach Marion Stöcking zusammen. Wechselnde Einsätze bringen wechselnde Anforderungen mit sich. Daher sollten Personaldisponenten so häufig wie möglich das Gespräch zu den Mitarbeitern suchen und konkret nach deren Zufriedenheit und Bedürfnissen fragen.

Motivationstraining

Nach der Mittagspause übernahm Erfolgstrainer Frank Wilde das Wort. „Ich muss wissen, was ich will“, stellte er als Leitsatz in den Raum. Nur wer seine Ziele kenne, könne auch etwas erreichen. Gleichzeitig warb er für mehr Optimismus, denn „Jammern füllt keine Kammern“.

iGZ-Mehrwert

Was bietet der iGZ seinen Mitgliedern? Was erwarten die Mitglieder zusätzlich? Darauf gingen Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer, und Marcel Speker, Leiter der iGZ-Kommunikationsabteilung, ein. In einem offenen Gespräch mit den Teilnehmern tauschten sie sich über das juristische Beratungsangebot, Seminarorte und die Erwartungen an Landes- und Bundeskongresse aus.

Flüchtlinge in Zeitarbeit

RA Stefan Sudmann, Leiter des iGZ-Referats Arbeits- und Tarifrecht, erklärte, unter welchen Voraussetzungen Drittstaatsangehörige in der Zeitarbeit beschäftigt werden dürfen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlicht regelmäßig eine Positivliste mit Berufen, für die es in Deutschland zu wenige Fachkräfte gibt. In diesen Berufen dürfen auch Flüchtlinge bereits nach drei Monaten tätig werden. „Allerdings“, schränkte Sudmann ein, „muss der Arbeitnehmer seine Qualifikation für diesen Mangelberuf nachweisen können. Und das ist für jemanden, der gerade aus Syrien geflohen ist, natürlich schwierig.“

550.000 potentielle Arbeitskräfte

Wenn künftig aber das Zeitarbeitsverbot für Flüchtlinge nach 15 Monaten fallen wird, werden der Branche laut Sudmann theoretisch rund 550.000 potentielle Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die bereits seit einiger Zeit in Deutschland sind. „Theoretisch, weil nicht alle die physischen Voraussetzungen erfüllen werden beziehungsweise über genügend Deutschkenntnisse verfügen“, verdeutlichte der iGZ-Jurist. Um potentielle Arbeitnehmer zu erreichen empfahl er den Kontakt über lokale Netzwerke und den örtlichen Arbeitgeberservice der BA.

Expertengespräch

Worauf man bei der Beschäftigung von Ausländern achten muss, war Thema des anschließenden Expertengespräches. Moderiert von Ulrike Kücker, iGZ-Landesbeauftragte Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, tauschten sich Sebastián Merle, Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV), RA Stefan Sudmann, Leiter iGZ-Referat Arbeits- und Tarifrecht, und Patrik Godor, CNC-Fräser aus der Slowakei, aus. (zum separaten Artikel)

Ausländische Fachkräfte gefragt

Der deutsche Arbeitsmarkt wird immer mehr ausländische Fachkräfte brauchen, fasste Oliver Nazareth, iGZ-Landesbeauftragter Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg, die Situation zusammen. „Scheuen Sie sich nicht davor, den iGZ anzusprechen, wenn Sie dabei Unterstützung brauchen“, betonte Nazareth. Auch wenn sich der iGZ-Landeskongress Ost schwerpunktmäßig mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigt habe, gebe es natürlich noch viele weitere wichtige Themen beim iGZ. „Ich denke unter anderem an die Regulierungspläne, Stichworte Equal Pay und Höchstüberlassungsdauer. Auch da sind wir dran“, stellte er klar.

Ehrenamt vor Ort

Als Bindeglied zwischen den Mitgliedern vor Ort und der iGZ-Bundesgeschäftsstelle in Münster sowie dem Bundesvorstand bezeichnete Dirk Hellmann, iGZ-Regionalkreisleiter Sachsen, das Team der ehrenamtlichen Funktionsträger. Für das große Engagement dankte er Ulrike Kücker, iGZ-Landesbeauftragte Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Sylvia Hesse, iGZ-Regionalkreisleiterin Sachsen-Anhalt, Oliver Nazareth, iGZ-Landesbeauftragter Schleswig-Holstein, Berlin und Brandenburg, sowie Karsten Wellnitz, iGZ-Landesbeauftragter Mecklenburg-Vorpommern. (ML)