"Fachkräftemarkt wird geschwächt"

Ab 2014 wird die Personalsituation für die Betreiber von Alten- und Pflegeheimen in Hamburg außerordentlich schwierig: Hintergrund ist die Wohn- und Betreuungspersonalverordnung, die mit einer Übergangsfrist bis zum 31.12.2013 regelt, dass alle Zeitarbeitskräfte im Pflegebereich ersetzt werden sollen. Jeder Betreiber von Alten- und Pflegeheimen soll jetzt selbst einen Pool von geeigneten Vertretungskräften aufbauen.

„Es wäre fahrlässig, die etwa 1500 Zeitarbeitskräfte aus der Altenpflege heraus zu drängen. Viele Alten- und Pflegeheime könnten ihren kurzfristigen Personalbedarf aufgrund von unbesetzten Stellen, Krankheits- und Urlaubszeiten nicht mehr besetzen und die Pflege der Bewohner könnte aufgrund künftig fehlender Personalkapazitäten nicht mehr mit ausreichender Qualität durchgeführt werden“, erklärt der Landesbeauftragte des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) für Hamburg, Angelo Wehrli.

Deutlich teurer

Experten, so Wehrli, bezweifeln, dass dies gelingen kann, da die Kostenbelastung für die Einrichtungen dadurch existenzbedrohend ansteigen würde. So bestätigt auch die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, dass das Vorhalten eigener Personalpools deutlich teurer ist als der Einsatz von Zeitarbeitskräften. Auch Arbeitgeberverbände von Alten- und Pflegeheimbetreibern, die Hamburger Handelskammer und die Arbeitgeberverbände der Zeitarbeitsunternehmen warnen.

Abwanderung

Statt sich in die vom Hamburger Senat gewünschten Personalpools der Einrichtungen zu integrieren, könnten Zeitarbeitskräfte aus der Altenpflege ins Umland abwandern. Denn viele Arbeitnehmer sehen in der Zeitarbeit besonders auch Vorteile wie flexible Arbeitszeiten und damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wie auch die Chance, in ganz unterschiedlichen Einrichtungen berufliche Erfahrungen zu sammeln.

Streichung gefordert

„Wir lehnen die Einschränkungen der Zeitarbeit nach der Hamburgischen Wohn- und Betreuungspersonalverordnung ab und fordern die ersatzlose Streichung“, so Wehrli. Denn mit der neuen Verordnung werde ein seit vielen Jahren gut funktionierendes System des Zusammenwirkens von Stamm- und Zeitarbeitspersonal zerstört. „Der Hamburger Senat will mit der Verordnung angeblich die Pflegequalität und Personalkontinuität sichern. Die gibt es jedoch schon. Denn jedes Jahr nehmen die Unternehmen der Zeitarbeitsbranche hunderte an Qualifizierungen in der Altenpflege vor und gewinnen dadurch neue Fachkräfte für den Markt.“ (WLI)