Neu beim iGZ - Komplexität und Besonderheiten
Seit Beginn dieses Monats als Politischer Referent im Berliner Büro des iGZ tätig, ist es Zeit für ein Resümee der bisher gesammelten Eindrücke. Trotz erster persönlicher Kontaktpunkte mit dem Thema Zeitarbeit, durch persönliches Jobben als Zeitarbeitnehmer während meiner Semesterferien oder während meiner Nebentätigkeit als Integrationslehrer für Migranten, muss ich festhalten, dass die Komplexität der Themen, gerade im Hinblick auf juristische Sachverhalte, groß ist. Durch diverse Besonderheiten der Branche lässt sich nicht immer theoretisches Wissen eins zu eins in die Praxis übertragen. Gerade das macht die Zeitarbeit allerdings so spannend.
Image der Zeitarbeit verbessern
Eine Kernaufgabe des iGZ liegt sicherlich darin, immer und immer wieder mit leider stetig bestehenden Vorbehalten gegenüber der Zeitarbeit aufzuräumen. Nicht selten Bedarf es dafür erst einmal grundsätzlich über die Funktionsweise der Zeitarbeit zu informieren, weil erfahrungsgemäß gerade bei Amtsinhabern und -inhaberinnen mit Vorurteilen, das Verständnis über die Funktionsweise und bereits längst zur Praxis gehörenden Funktionen fehlt. Aktuelles Beispiel ist hier sicherlich die stark Anekdoten lastige Diskussion im Bereich der Pflege, wo gern auch mal pauschal verurteilt wird oder im schlimmsten Fall, ohne genau zwischen Ursachen und Wirkungen zu unterscheiden, nach Verboten geschrien wird. Die Zeitarbeit, so scheint es mir, wird zum einfach hervorzuziehenden Sündenbock einer sicherlich stark belasteten und angespannten Branche gemacht, trotz eines bundesweiten stabilen Anteils von Zeitarbeitnehmern von zwei Prozent.
Chancen durch Verbesserung der Datenlage
Zusätzlich zum politischen Geschäft in Berlin wird ein Projekt zum Aufbau einer umfassenden Datenbank zu meinen zukünftigen Aufgaben gehören. Grundsätzlich sind aufgrund der Besonderheiten der Zeitarbeit und des ihr zugrundeliegenden Dreiecksverhältnisses nicht immer verlässliche Daten zum Beispiel über die Dauer des Einsatzes und die genaue Einsatzbranche verfügbar. Gleichzeitig sehe ich in der oft noch unklaren Datenlage großes Potenzial für die Zeitarbeit. So ließe sich zukünftig, auf Grundlage valider Daten, noch stärker gegen Vorurteile vorgehen. Diese Schwierigkeiten spiegeln sich auch in der Forschung wider, wo ein mangelndes Branchenverständnis zu Messverzerrungen beitragen kann. Ein Beispiel sind Untersuchungen zum Pay Gap bzw. dem Entgeltunterschied zwischen Zeitarbeitnehmern und anderen Beschäftigten. Je nach Berechnungsgrundlage kommt die Bundesagentur für Arbeit in ihrem halbjährlichen Bericht zu einer unbereinigten Lohnlücke von 43 Prozent, während das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in einem Gutachten auf der Vergleichsbasis von Stundenlöhnen fast keinen Unterschied feststellen konnte. Insbesondere dieses immense Potenzial für den iGZ sowie der Zeitarbeitsbranche als solche, das in einer transparenteren Datenlage schlummert, stellt eine große Motivation für mich dar.
Mehr Offenheit für faktenbasierte Diskussion
Die Zeitarbeit, als fester Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes, hat ein anderes Image verdient. Entsprechend würde ich mir zukünftig weniger Vorbehalte und mehr Offenheit für faktenbasierte Diskussionen wünschen. Die Vielfalt der Zeitarbeit, die branchenübergreifend zum Einsatz kommt, wird ihr leider immer wieder negativ ausgelegt und die Probleme in den einzelnen Branchen oft auf ihrem Rücken ausgetragen. Eine präzisere Zuordnung von Problemen und Herausforderungen wäre hier sicherlich wünschenswert. Ich freue mich darauf, diese zahlreichen Herausforderungen als neuer Teil des iGZ in Angriff zu nehmen und bin sehr gespannt, wohin die Reise geht!