Erfolgsrezepte für Qualifizierung

In der Praxis erprobte Maßnahmen, aber auch innovative Weiterbildungskonzepte standen im Mittelpunkt von insgesamt sechs sehr gut besuchten Praxisforen, die der iGZ anlässlich seines zweiten Weiterbildungskongresses in Karlsruhe veranstaltete.

Der iGZ-Ethikkodex sei eines der Zeichen guter Zeitarbeit, betonte Thomas Voß, Projektleiter Weiterbildung beim iGZ-Mitgliedsunternehmen Piening GmbH, im Rahmen seines Vortrags zum Thema „Facharbeiter – Mitarbeiterentwicklung und Qualifizierung“. Weitere Faktoren seien ein fairer Wettbewerb, Arbeitgeberattraktivität, Mitarbeitergewinnung und -bindung sowie Kundengewinnung und -bindung.

Kalkulation

„Das Erfolgsrezept für die Kompetenzentwicklung basiert unter anderem auf der Kosten-Nutzen-Kalkulation. Für den Mitarbeiter bedeutet das Wertschätzung, eine bessere berufliche Perspektive, Kompetenzgewinn und die Erhöhung der Arbeitsmarktfähigkeit“, unterstrich Voß. „Für das Unternehmen stehen am Ende besser qualifizierte und vielfältiger einsetzbare Arbeitskräfte sowie eine Produktivitätssteigerung auf der Habenseite.“

Arbeitskräftemangel

Mit der „Einarbeitung interner Mitarbeiter in einem sich verändernden Markt“ beschäftigten sich Stefan Kempf, Manager Corporate Affairs, Orizon GmbH, und Juliane Schubert, Leiterin der Orizon-Akademie, in ihrem Impulsvortrag. „Der demographische Wandel wird zu einem Mangel an Arbeitskräften führen. Untersuchungen beziffern die Lücke bis zum Jahr 2030 auf 5 bis 8,5 Millionen Erwerbspersonen“, nannte Kempf Zahlen zur Entwicklung. Parallel dazu steige der Wert der Mitarbeiter - der bereits vorhandene Trend eines Bewerbermarktes verstärke sich.

Flexibilisierungsbedarf

„Die Zukunft wird einen deutlich erhöhten Flexibilisierungsbedarf der Wirtschaft mit sich bringen. Damit steigt die Bedeutung der Personaldienstleistung, da sie auf der einen Seite dieses Bedürfnis befriedigt, auf der anderen Seite den Sicherheitsbedürfnissen der Mitarbeiter durch eine dauerhafte Anstellung Rechnung trägt“, stellte der Referent fest. Daraus ergebe sich die Aufgabenstellung, die Kompetenzen der Mitarbeiter auf die aktuellen und künftigen Anforderungen des Marktes vorzubereiten, Optimierungspotenziale zu entdecken und weiter zu entwickeln sowie die Mitarbeiterbindung zu stärken.

Mittelfristig planen

Nicht nur den Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern von heute, sondern auch den von morgen im Blick zu behalten, forderte Dr. Bernd Benikowski, TrainingsZentrumZeitarbeit (TZZ). Die Bedeutung von Weiterbildung in der Zeitarbeit steige zunehmend mit dem Fachkräftemangel, dem demographischen Wandel und den wachsenden Anforderungen an die Kompetenz der Mitarbeiter. Daher sei eine mittelfristige Planung wichtig. Benikowski erläuterte zudem, welche Vorteile die neuen, digitalen Lernwelten bieten. Qualifizierung werde inhaltlich und zeitlich flexibel und könne an jedem beliebigen Ort stattfinden, zählte er Beispiele auf. Auch der iGZ bietet ein umfassendes E-Learningprogramm zum „iGZ-Tarifvertrag in der Praxis“ an. Dort können Personaldisponenten in kleinen Einheiten die Grundlagen des Tarifwerkes erlernen.

Integrationsaufwand

Wie Zeitarbeitsunternehmen Personal aus dem Ausland rekrutieren können, erläuterte Angelo Wehrli, Mitglied des iGZ-Bundesvorstandes und Sprecher der Geschäftsführung von afg Personal, am Beispiel der Pflegebranche. Er gab Tipps, wie Disponenten die potentiellen Arbeitnehmer am besten erreichen können und welche Hilfestellungen man den ausländischen Fachkräften in Deutschland bieten sollte. „Der Integrationsaufwand ist sehr hoch“, betonte Wehrli, dass die Rekrutierung aus dem Ausland sowohl zeit- als auch kostspielig sei.

Entwicklungsmöglichkeiten

„Jeder vierte Mitarbeiter hat innerlich bereits gekündigt“, zitierte Markus Brandl, Truchseß & Brandl Vertriebsberatung, aus einer Studie. Es sei darum sehr wichtig, Mitarbeitern durch Weiterbildungsmaßnahmen neue Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen zu bieten. „Stärke ist Talent plus Wissen plus Kompetenz plus Motivation“, fasste er die Eckpunkte erfolgreichen Personalmanagements zusammen. Alle diese Bereiche müssten gefördert werden.

Kräfte bündeln

Dietmar Richter, iGZ-Ehrenvorsitzender, gab ein Beispiel, wie ungelernte Arbeitslose mittels Qualifizierung fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden können. In einem Pilotprojekt in Gelsenkirchen bildeten iGZ-Mitgliedsunternehmen in Zusammenarbeit mit dem dortigen Jobcenter und dem Deutschen Verband für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS) Arbeitslose zu Schweißern aus. „Für Einzelunternehmen sind solche Maßnahmen kaum durchführbar“, betonte Richter. Unter der Federführung des iGZ jedoch konnten die Kräfte so gebündelt werden, dass zwölf Arbeitslose erfolgreich in der Qualifizierungsmaßnahme untergebracht wurden. (ML/WLI)