Erfahrung begünstigt Beschäftigung Geflüchteter

336.364 ausländische Beschäftigte zählte das Statistische Bundesamt zum Stichtag 30. Juni 2021 in der Zeitarbeitsbranche. Das sind 40,34 Prozent aller Zeitarbeitnehmer. Für die Branche gehört der Einsatz also zum Alltag – genauso, wie die Beschäftigung Geflüchteter. Mit einem Anteil von 35 Prozent an allen arbeitenden Flüchtlingen ist die Zeitarbeit erste Anlaufstelle, wenn es um Arbeit und Integration geht.

Rund acht Prozent der Betriebe, die bereits Erfahrung mit ausländischen Arbeitskräften gemacht haben, stellen auch Geflüchtete ein, stellte nun das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fest. Bei Betrieben ohne diese Erfahrung ist der Anteil mit knapp zwei Prozent deutlich geringer. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten IAB-Studie hervor.

Erfahrungswerte

Mögliche Gründe für die höhere Wahrscheinlichkeit von Betrieben, Geflüchtete zu beschäftigen, wenn sie bereits Erfahrungen mit ausländischen Beschäftigten gemacht haben, können zum Beispiel ein besserer Überblick über institutionelle Regelungen sein. Auch der Zugang zu informellen Such- und Besetzungswegen über bereits im Betrieb beschäftigte ausländische Mitarbeiter sei ein Indiz.

Kontakte nutzen

„Diese Betriebe können möglicherweise im Ausland erworbene Ausbildungen oder mitgebrachte Arbeitserfahrungen besser einschätzen und informelle Kontakte leichter nutzen“, berichtet IAB-Forscher Sekou Keita. Weitere Gründe könnten sein, dass Geflüchtete in Branchen aktiv seien, in denen die mitgebrachten Fähigkeiten – insbesondere in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft – eher den Stellenanforderungen entsprechen. Beispiel seien etwa, wenn weniger Sprachkenntnisse erforderlich oder manuelle Tätigkeiten besonders gefragt seien.

Zeitarbeit erste Wahl

Die Beschäftigung der Geflüchteten sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. In den ersten Jahren seit der Ankunft 2015/2016 waren rund die Hälfte der Geflüchteten in der Zeitarbeit und in überwiegend kleinstbetrieblich strukturierten Branchen wie dem Handel und dem Bau- oder Gastgewerbe tätig. Mit 56 Prozent waren mehr als die Hälfte der Geflüchteten in kleinen Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten tätig. „Insbesondere kleine Betriebe nutzen überdurchschnittlich häufig die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder andere persönliche Kontakte als Suchweg bei der Besetzung von neuen Stellen“, erklärt IAB-Forscher Andreas Hauptmann. Kleine und mittlere Betriebe berichten zudem häufiger von Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden und könnten daher eher zu Kompromissen hinsichtlich formaler Qualifikationsanforderungen und Berufserfahrung bereit sein.

Regionale Bedingungen

Betriebe, die über ungedeckten Arbeitskräftebedarf berichten, beschäftigen ebenfalls häufiger Geflüchtete. Insbesondere in Regionen in denen die regionale Arbeitslosenquote gering sei. Vor dem Hintergrund unbesetzter (Ausbildungs-)Stellen könnten Geflüchtete somit dazu beitragen, die Arbeitskräftebasis der Betriebe zu stabilisieren. Die IAB-Studie beruht auf Auswertungen des IAB-Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung von jährlich rund 15.500 Betrieben aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person. (WLI)

Über den Autor

Wolfram Linke

Wolfram Linke ist seit Juni 2008 Pressesprecher des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen. Davor arbeitete er 18 Jahre lang als Redakteur bei einer Tageszeitung, bildete regelmäßig Volontäre aus, führte Praktikanten in die Welt des Journalismus ein und hielt zahlreiche Fachvorträge zum Thema Medien. Linke ist außerdem zertifizierter Online-Redakteur, Certified Microsoft Technology Associate (Windows und Netzwerke) und hat mehrere weitere Microsoft- sowie Adobe-Zertifikate. Seit März 2014 ist er Vorsitzender des Pressevereins Münster-Münsterland.


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