Ein neuer Meilenstein der Zeitarbeitsgeschichte
100 Prozent Zustimmung: In einer offenen Abstimmung votierten 182 von 182 stimmberechtigten iGZ-Mitgliedern im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Düsseldorf für eine Verschmelzung des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) mit dem Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP). „Die Zeitenwende ist eingeläutet“, stellte iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz angesichts des grünen Stimmkartenmeeres fest. Auch der BAP verzeichnete ein eindeutiges Ergebnis und befürwortete die Verschmelzung zum neuen Gesamtverband der Personaldienstleister (GVP) mit 165 Ja-Stimmen und lediglich zwei Nein-Stimmen.
Ins neue Haus ziehen
Moderatorin Anke Plättner kommentierte das Ergebnis, nun könne man in ein neues gemeinsames Haus ziehen. Vor der Abstimmung ergriff zum Auftakt zunächst der iGZ-Bundesvorsitzende Christian Baumann das Wort: Er habe bei dem Thema stark an Emotionalität gewonnen. „Das betrifft mich auch als Unternehmer unglaublich, und mir ist bei der Arbeit dafür die Tragweite dieser Entscheidung bewusst geworden“, betonte er.
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Historische Chance
Das sei jetzt eine historische Chance: „Wir haben heute die einmalige Gelegenheit, gemeinsam die Zukunft zu gestalten.“ Die Branche habe unfassbar viel bewegt und sich unfassbar gewandelt. Aber: „Die Struktur der Verbändelandschaft passt nicht mehr zum status quo in der Wirtschaft. Die Welt hat sich verändert, und wir müssen eine Kultur der Innovation schaffen“, unterstrich Baumann.
Fair und ehrlich
In Lenkungsgruppen seien sich BAP und iGZ, Hauptamt und Ehrenamt professionell, entemotionalisiert, transparent, ehrlich und fair die Themen diskutiert und Strukturen entwickelt. „Das war eine Operation am offenen Herzen. In den vergangenen Jahren ist etwas zusammengewachsen“, verwies Baumann auf die gemeinsamen Tätigkeiten beider Verbände. Diese Branche brauche eine Stimme.
Eine Hochzeit
iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Dr. Martin Dreyer fassten die Arbeitsergebnisse anschließend im Dialog zusammen – Stolz: „Was wir heute diskutieren, ist keine Beerdigung des iGZ, sondern eine Hochzeit, und wir bringen eine enorme Mitgift mit. Die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen haben sich wesentlich geändert. Es muss nach außen klar sein, was die Branche will, und das geht nur mit einem Verband“, erläuterte er die Gründe für ein Zusammengehen.
Viel Arbeit
„Das war viel Arbeit in den Lenkungsgruppen. Da gab´s keine Lachshäppchen, sondern Graubrot“, skizzierte Dreyer die Tätigkeiten in den jeweiligen Gruppen. Hauptgedanke war, so Dreyer, das Beste zugunsten der Mitglieder zu schaffen. Der ehemalige Verhandlungsführer der Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ) und frühere stellvertretende iGZ-Bundesvorsitzende Holger Piening, die Vorstandsmitglieder Martin Liebert, Walter Schäfer und Eric Odenkirchen, Leiter des iGZ-Referats Arbeits- und Tarifrecht, stellten im Anschluss das neue Beitragsmodell vor.
Neue Satzung
Odenkirchen erklärte in diesem Zusammenhang zusätzlich: „Die Satzung ist das rechtliche Rückgrat des Verbandes. Münster und Berlin sind als Standorte fixiert. Es gibt noch viele weitere Formen der Personaldienstleistung, die nun in der Satzung mit aufgenommen sind.“ Das werde sich auf die Serviceangebote des Verbandes auswirken und diese erweitern. Hauptstandbein bleibe jedoch die Zeitarbeit.
Tarifgestaltung
Der VGZ-Verhandlungsführer und stellvertretende Bundesvorstandsvorsitzende, Sven Kramer, und Andrea Resigkeit, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Leiterin Fachbereich Politische Grundsatzfrage, sprachen über das Verhältnis von Politik und Zeitarbeit sowie die Tarifgestaltung der Zukunft.
Bildung und Kommunikation
Irene Schubert, Dr. Timm Eifler und Ulrike Schwarzer sprachen über die Themenbereiche Bildung, Leistungsspektren und Kommunikation. Prof. Jens Große, Leiter der iGZ-Bildungsabteilung, Jens Issel, Leiter der iGZ-Kommunikationsabteilung, Vorstandsmitglied Petra Eisen, Maike Rußwurm (iGZ-Abteilung Personalmanagement) und Andrea Resigkeit informierten über die unterschiedlichen Kulturen der Verbände, das Seminar- und Bildungswesen sowie über das Thema Kommunikation.
Standing Ovations
Für iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz war es so oder so die letzte iGZ-Mitgliederversammlung – er geht nun in den Ruhestand und bekam für sein Lebenswerk minutenlange standing ovations. Stolz kündigte aber an, dem Verband bei Bedarf erhalten zu bleiben, wenn seine Expertise gefragt sei.
Tarifverhandlungsergebnis
Flexibilität und Transparenz werden beim iGZ großgeschrieben – und deshalb wurde kurzerhand die Tagesordnung ergänzt: Sven Kramer berichtete den Mitgliedern über den kürzlich abgeschlossenen Branchenzuschlagstarifvertrag ME. „Ich bin kein Freund des Wortes alternativlos. Es gab eine Alternative, und die lautete Equal Treatment ab dem ersten Tag. Darum haben wir diesen Abschluss,“ schilderte er den zurückliegenden Verhandlungsmarathon.
Inflationsausgleich
Zur Inflationsausgleichsprämie (IAP) stellte Kramer klar: „Wenn die Kunden keine IAP gezahlt haben, brauchen wir das auch nicht. Wenn sie nur 400 Euro gezahlt haben, müssen wir auch nur 400 Euro zahlen. Wir haben jetzt sechs Monate Zeit, um das mit den Kunden zu besprechen.“ Zudem informierte er darüber, dass zwischenzeitlich auch die IG BCE den Branchenzuschlagstarifvertrag gekündigt hatte. Inzwischen habe man sich indes geeinigt, den Abschluss aus ME zu übernehmen und Kündigung zurückzunehmen. Näheres dazu steht in der iGZ-Mitgliederinfo 18/2023.
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