Echte Perspektive für Haftentlassene

Unter Leitung der Landesbeauftragten des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) für Niedersachsen, Frauke Schacht, trafen sich jetzt Vertreter von iGZ-Zeitarbeitsunternehmen mit dem stellvertretenden Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel, Hans-Peter Griepenburg, und weiteren Vertretern der JVA, um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Übergangsmanagement zu prüfen. Vorbild war dabei das erfolgreich verlaufene Projekt „Zubilis“ (Zukunft der Bildung im Strafvollzug des Landes Nordrhein-Westfalen), das seit 2007 als Arbeitsgruppe „Übergangsmanagement“ fortgeführt wird.

Umfassender Einblick

Die Zeitarbeitsunternehmer erhielten in Wolfenbüttel einen umfassenden Einblick in die vielschichtige Arbeit der Häftlinge. Die JVA Wolfenbüttel blicke mit 73 Prozent nahezu auf eine Vollbeschäftigungsquote, die bei 75 Prozent liege – der übrige Teil der Häftlinge setze sich aus Rentnern und Inhaftierten, die zur Arbeit nicht zugelassen werden, zusammen. Von den Berufstätigen seien 17 Prozent in verschiedenen Bereichen als Helfer in der JVA aktiv oder seien in der Aus- und Fortbildung. Rund ein Drittel seien in den Eigenbetrieben tätig – die JVA Wolfenbüttel verfügt unter anderem über eine eigene Druckerei. Insgesamt 40 Prozent, so Griepenburg, arbeiten außerhalb der JVA in Unternehmensbetrieben.

Qualifizierung

Ganz besonders interessierten sich die Zeitarbeitsfirmen für die Qualifizierung der künftigen Haftentlassenen: Nicht jeder, der einen Staplerschein habe, könne auch mit einem Stapler routiniert umgehen. Bernd Hammer-Kindel, Leiter der Geschäftsstelle des Berufsfortbildungswerkes (bfw) des DGB in Hannover, betonte, dass bereits während des Lehrgangs differenziert werde, wer denn nun für das Fahren eine Staplers talentiert sei und wer nicht. Normalerweise, erklärte der Geschäftsstellenleiter, werden die Häftlinge auch anschließend im Logistiksektor entsprechend eingesetzt, um weitere praktische Erfahrungen sammeln zu können. Bevor ein Zeitarbeitsunternehmen jemanden einsetze, können zudem vorher, wie sonst auch üblich, Bewerbungsgespräche geführt werden.

Datenschutz

Breiten Raum nahm die von Frauke Schacht angeregte Debatte um das Thema Datenschutz ein. Das Spiel mit offenen Karten sei bei Haftentlassenen sehr sensibel – allerdings, waren sich die Teilnehmer der Runde einig, mache es wenig Sinn diese Zeit zu verheimlichen, wenn dann beim Bewerbungsprofil eine Lücke im Lebenslauf klaffe. Bislang, das wussten die Zeitarbeitsunternehmen aber auch zu berichten, habe es keine nennenswerten Probleme mit Kundenunternehmen gegeben. Bei einem anschließenden Rundgang durch die Betriebe der JVA konnten sich die Vertreter der Zeitarbeitsunternehmen einen Überblick über die teils hoch qualifizierten Tätigkeiten der JVA-Insassen verschaffen, und es wurde für die Zukunft eine intensivere Zusammenarbeit vereinbart.