Drohende Engpässe schließen
Der demografische Wandel führt zunehmend zu Engpässen am deutschen Arbeitsmarkt und zu Herausforderungen für die öffentlichen Haushalte. Die Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU hat indes einen bedeutenden Beitrag zur Fachkräftesicherung in Deutschland geleistet. Viele EU-Zuwanderer verfügen über ein hohes Qualifikationsniveau, 31 Prozent sind Akademiker. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erstellte dazu den Report „Arbeitskräftemobilität in der EU – Ein Gewinn für den deutschen Arbeitsmarkt“.
2014 lebten laut Report rund 915.000 zugewanderte Arbeitskräfte in Deutschland. Sie kamen zwischen 2004 und 2012 aus anderen EU-Ländern sowie Island, Liechtenstein, Norwegen oder der Schweiz. Das entspricht laut IW-Pressemitteilung mehr als einem Prozent der Gesamtbevölkerung.
Hohes Qualifikationsniveau
Knapp die Hälfte von ihnen wohnte in den wirtschaftsstarken Südländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, wohingegen auf die neuen Bundesländer ohne Berlin zusammen nur rund fünf Prozent entfielen. Viele dieser EU-Zuwanderer verfügen über ein hohes Qualifikationsniveau. Der Akademikeranteil unter den 25- bis 64-Jährigen liegt bei 31,1 Prozent.
Hohe Erwerbsbeteiligung
Allerdings gibt es Unterschiede je nach Herkunftsregion. Die Zuwanderer aus Nord- und Westeuropa sind demnach deutlich besser qualifiziert als die Zuwanderer aus den östlichen EU-Mitgliedsländern. Dennoch weisen gerade die Männer aus diesen Ländern eine besonders hohe Erwerbsbeteiligung auf. Der Erwerbstätigenanteil liegt bei den 25- bis 64-Jährigen bei 90 Prozent und ist auch bei einer multivariaten Analyse unter sonst gleichen Bedingungen signifikant höher als diejenige von Einheimischen.
Expertentätigkeiten
Insgesamt liegt die Erwerbstätigenquote der EU-Zuwanderer mit 77,4 Prozent auf demselben Niveau wie bei der Gesamtbevölkerung im entsprechenden Alter. Dabei sind rund drei Viertel der erwerbstätigen EU-Zuwanderer in qualifizierten Tätigkeiten und ein Fünftel sogar in hochspezialisierten Expertentätigkeiten beschäftigt. Insgesamt lässt sich daraus schließen, dass die Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU in den letzten Jahren einen bedeutenden Beitrag zur Fachkräftesicherung in Deutschland geleistet hat.
Nachwuchskräfte
Das ist auch dringend nötig, denn in den nächsten Jahren scheiden die besonders geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge 1955 bis 1969 altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus. Zudem stehen bei weitem nicht genug einheimische Nachwuchskräfte zur Verfügung, um die frei werdenden Stellen zu besetzen. Das Verhältnis von Leistungsempfängern zu Nettozahlern in den Sozialversicherungen verschiebt sich deutlich.
Arbeitskräftepotenziale
Die Bevölkerung zwischen 10 und 19 Jahren ist um rund zwei Fünftel kleiner als die Bevölkerung zwischen 50 und 59 Jahren. Der vor diesem Hintergrund zu erwartende Rückgang der Erwerbsbevölkerung ist so dramatisch, dass eine Aktivierung der noch bestehenden inländischen Arbeitskräftepotenziale nicht ausreichen wird, um die drohenden Engpässe zu schließen. Vor diesem Hintergrund ist Deutschland dringend auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, um Wachstum und Wohlstand zu sichern. (WLI)