Digitalisierung: Viel Arbeit für die Zeitarbeitsbranche

Vom Experiment zur professionellen Routine war es nur ein kleiner Schritt: zum zweiten Mal veranstaltete der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) ein virtuelles Mitgliedertreffen, diesmal für Schleswig-Holstein. Rund 30 Teilnehmer begrüßte Marcel Speker, Leiter des iGZ-Fachbereichs Kommunikation und Digitalisierungsbeauftragter, das Plenum im Norden via Bildschirm. Live hinzugeschaltet war zudem Oliver Nazareth, iGZ-Landesbeauftragter für Schleswig-Holstein.

In seiner Rede betonte Nazareth, die aktuelle Corona-Krise werde eine seismische Verschiebung für alle Wirtschaftsbranchen zur Folge haben: „Viele werden auf der Strecke bleiben. Wir werden uns umstellen müssen, denn nichts wird mehr so sein, wie es einmal war“, prognostizierte der iGZ-Landesbeauftragte. Das Arbeiten im Home Office, so seine Einschätzung, werde bleiben und sich etablieren, weil es ein effektives Arbeiten erlaube. „Wer das gut kann, wird die Nase vorn haben“, betonte Nazareth.

Kids und Karriere

Wenn alle von zuhause arbeiten, werde die Vereinbarkeit von „Kids und Karriere“ in deutlich normaleren Bahnen laufen. Er erwarte, dass es künftig wesentlich weniger zentrale Arbeitsplätze geben werde und sprach den Kosten-Nutzen-Effekt an: „Mehr Videokonferenzen bedeuten weniger Geschäftsreisen und beispielsweise auch das Einsparen von Dienstwagen.“ Damit einhergehen würde außerdem gesetzte Ziele zur Verbesserung des Klimas, verwies er auf möglicherweise abnehmenden Berufsverkehr. „Aus Bürotürmen werden Wohntürme, Arbeitswege werden Kinderspielplätze“, malte Nazareth das Bild einer digitalisierten Gesellschaft.

Mehr Tempo

Er erwarte, dass die Digitalisierung nun an Tempo zulegen werde – Anzeichen dafür seien zum Beispiel die prägnante Zunahme des mobilen Bezahlens und des Onlinehandels. Gleichzeitig bemängelte er die technische Rückständigkeit der Zeitarbeitsbranche – vieles, was längst möglich ist, sei in der Zeitarbeit noch gar nicht angekommen. „Deshalb meine Bitte: Seid innovativ und geht mit der Zeit“, appellierte er aus Kiel an die Teilnehmer in Schleswig-Holstein. Der Fortschritt werde sich eben nicht aufhalten lassen, und er müsse ebenso organisiert wie auch realisiert werden: „Und das wird viel Arbeit auch für uns geben“, unterstrich der Landesbeauftragte. Er hoffe jetzt auf eine baldige Normalisierung der Situation, um die neuen Herausforderungen dann mit frischem Tatendrang angehen zu können.

Tipps zur Kurzarbeit

Zunächst aber gilt es, die derzeitige Situation möglichst unbeschadet zu meistern – dazu informierte Syndikus-RA Julian Krinke, iGZ-Fachbereich Arbeits- und Tarifrecht, die Zuhörer über die Nutzung von Kurzarbeitergeld in Zeiten der Corona-Krise. Interaktiv konnten die Teilnehmer dazu ihre Fragen stellen, die sowohl von Krinke als auch von Ass.jur. Marcel René Konjer, iGZ-Fachbereich Arbeits- und Tarifrecht, beantwortet wurden. Marcel Speker informierte das Forum schließlich noch über die neue iGZ-Digitalisierungsplattform, die demnächst online gehen wird. Für die technische Umsetzung sowie die Logistik des virtuellen Mitgliedertreffens schrieben Kirsten Redeker (Veranstaltungskoordination), Maike Fortmeier, Veranstaltungsmanagement, und Frederic Tauch, Seminarorganisation/-digitalisierung, verantwortlich. (WLI)