Digitale Bildung funktioniert! Schlechte Zeiten für Bedenkenträger

Als Teilnehmer von Bildungskongressen blieb man in den letzten zwei bis drei Jahren häufig mit dem Eindruck zurück, dass überwiegend darüber lamentiert wurde, dass Deutschland bei der Digitalisierung weit hinter der internationalen Konkurrenz zurückliegt. 4.0 im Schneckentempo, Knowledge Nuggets das unbekannte Wesen.

Ganz falsch war diese Diagnose nicht, denn vielerorts haben Bedenkenträger über Jahre den Fortschritt ausgebremst.

  • Große Gruppen schulen im Online-Seminar? Geht nicht, weil die IT-Sicherheit Bedenken hat und es an vielen ländlichen Standorten kein schnelles Internet gibt.
  • Zusammenarbeitsplattformen für die Vor- und Nachbereitung von Seminaren nutzen? Ist ein langwieriger Prozess, weil er ein Umdenken im gesamten Unternehmen erfordert und alle Mitarbeiter mitgenommen werden sollen. Gaaanz langsam.
  • Schulungen als Aufzeichnung anbieten? Auf keinen Fall, da spielt der Datenschutz nicht mit.

Ein kleines Virus hat jetzt geschafft, was eine Vielzahl an Unternehmensberatern und Change-Coaches nicht erreicht haben:

Unternehmen und Institutionen sind schlicht gezwungen Innovation voranzutreiben. Das gilt nicht nur für die Weiterbildung:

  • Arbeiten im Homeoffice wird auch in Unternehmen genutzt, wo es noch vor wenigen Wochen verpönt war und die Produktivität ist auch nicht zusammengebrochen
  • Neue IT-Tools zur Zusammenarbeit sind akzeptiert und werden auch ohne monatelange Change-Programme eingesetzt.
  • Und manche Dienstreise, die gestern noch unverzichtbar war, wird kurzerhand durch eine Videokonferenz ersetzt.

Und wie sieht es im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen aus?

Auch im Bildungsbereich des iGZ stand die Welt Mitte März zunächst Kopf. Quasi per Schleudersitz raus aus den Präsenzseminaren. Nach dem ersten Schock war der Rettungsschirm aber schnell gefunden: digitale Bildung war im iGZ auch in den letzten Jahren schon kein Fremdwort, daher gab es ein solides Fundament, auf dem aufgebaut werden konnte. So konnte sehr schnell das bestehende Angebot an Online-Seminaren ausgebaut werden. Neu hinzu kamen zudem Online-Seminaraufzeichnungen, die terminunabhängig nutzbar sind.

Möglich wurde dies nur aufgrund der hohen Flexibilität und Innovationsbereitschaft sowohl der internen als auch der externen Dozenten. Alle waren bereit kurzfristig Ihre Planung umzustellen und Inhalte, die zuvor nur als Präsenz liefen auf Online-Seminarform umzustellen.

Von Mitte März bis Ende Mai ist der iGZ zudem in Vorleistung gegangen und hat seinen Mitgliedsunternehmen alle Online-Seminarangebote kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Rückblick hat uns die Beteiligung an den Online-Seminaren und der Abruf der Aufzeichnungen mit Rekordzahlen von bis zu 350 Teilnehmern darin bestätigt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Digitale Bildungsformate werden zur neuen Normalität

Jetzt gilt es die positiven Erfahrungen und neuen Erkenntnisse beim Einsatz digitaler Bildungsformate mitzunehmen auf dem weiteren Weg in die neue Bildungsnormalität. Die Akzeptanz für digitale Bildungsformate ist ohne Frage enorm gestiegen und hat in kürzester Zeit alle Bedenkenträger Lügen gestraft.

Die Anforderungen an das Lernen hatten sich aber auch schon vor der Coronakrise im Vergleich zu früher grundlegend geändert: Kompetenzerwerb statt Anhäufung von „Vorratswissen“ bedeutet im Kern, dass der Lerner viel stärker befähigt wird, nicht nur in unsicheren Zeiten Herausforderungen selbstständig zu meistern.

Das bedeutet aber keineswegs, dass nur noch Online-Seminare, Lernvideos und E-Learning der richtige Weg sind. Denn die digitale Bildung allein ist dabei kein Allheilmittel, hat Sie doch gegenüber einer Präsenzveranstaltung auch Nachteile:

  • Die Teilnehmer können sich ohne Dozenten verloren und abgehängt vorkommen.
  • Es gibt wenig soziale Einbindung in Gruppen, sondern eher individuelles Aneignen von Wissen.
  • Es ist ein sehr hohe Selbstlernkompetenz erforderlich, was zu Motivationsproblemen führen kann.
  • Verständnisschwierigkeiten bleiben möglicherweise unbemerkt ohne Unterstützung vom Dozenten.

Auch wenn im Online-Seminar eine Interaktion zwischen Dozenten und Teilnehmern stattfindet, ist dies im Präsenzseminar doch in anderer Qualität möglich. Die Mischung machts, wie es so schön heißt und damit sind wir beim iGZ Ansatz des Blended Learning. Bei dieser Methode werden die Vorteile von Online-Angeboten mit den Vorteilen von Präsenzveranstaltungen vermischt. Das Ziel dabei ist, am Ende ein so gutes Lernergebnis für den Lerner zu erreichen, dass er sich durch ausgeprägte fachliche, persönliche und digitale Kompetenzen im harten Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt von morgen behaupten kann. Das heißt künftig wird es zu verschiedenen Themen mehrere Schulungsmodule geben, die gemischt werden können. Als Vorbereitung auf eine Präsenzschulung ein Lernvideo und im Nachgang zur Wissensauffrischung ein Kurz-Online-Seminar. Oder ein E-Learning als Basisschulung mit anschließenden Aufgaben bei denen der Dozent für die Lerner als Sparringspartner über die Lernplattform zur Verfügung steht.

Es gilt, das Beste aus beiden Welten zu vereinen und den Schub, den digitale Bildung in der Krise bekommen hat, zu nutzen. Der Vorteil liegt auf der Hand:

  • Lernen im eigenen Tempo und mit Unterstützung, wenn sie benötigt wird.
  • Eine Vielfalt von Methoden und Medien ist einsetzbar.
  • Das Präsenztraining wird fokussierter auf Übungen und Reflexion und die Zeit kann effektiver genutzt werden.
  • Die Lerner werden selbstorganisierter.
  • Der Transfer in den Arbeitsalltag wird erleichtert.
  • Das Training wird nachhaltiger

Personalisiertes und kontinuierliches Lernen steht im Fokus

Viele Top-Unternehmen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zielgerichtet und der Kompetenz der Mitarbeiter entsprechend, neue Lerntechnologien einsetzen. Sie orientieren sich am Lernbedarf ihrer Mitarbeiter und personalisieren das Lernangebot für sie, kommunizieren klar, welche Lernangebote es gibt und was Ziel und Nutzen ist. Lernen wird dabei als kontinuierlicher Prozess gesehen und nicht als Einmalaktion.

Gerade eine Krise kann sich anbieten, die Zeit für die Weiterentwicklung der wichtigsten Ressource im Unternehmen zu nutzen, dem Mitarbeiter. Der iGZ unterstützt Sie dabei und freut sich darauf mit Ihnen die Lernprozesse weiterzuentwicklen und so zum Kompetenzerwerb Ihrer Mitarbeiter beizutragen. Eines werden Sie im Bildungsangebot des iGZ aber vergeblich suchen: Online-Seminare für Bedenkenträger.

Von Christian Bloom, iGZ-Fachbereichsleiter Bildung und Personal/Qualifizierung

Über den Autor

Christian Bloom ist seit 2019 als iGZ-Fachbereichsleiter für Bildung und Personal/Qualifizierung im Einsatz. Er war vorher langjähriger Leiter Aus- und Weiterbildung in der Stahlindustrie und Geschäftsführer der Akademie der Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe.