Deutlicher Rückgang bei Zeitarbeit

Die Bundesagentur für Arbeit hat ihren regelmäßigen Bericht „Entwicklungen in der Zeitarbeit“ vorgelegt, der den Zeitraum Januar bis Juni 2020 umfasst. Am 30. Juni 2020 waren 747.623 Arbeitnehmer in Zeitarbeit beschäftigt. Das sind 148.434 (15 Prozent) weniger als im Juni 2019 (896.057). Neben konjunkturellen Gründen wirkten sich vor allem auch die Coronakrise und die AÜG-Reform negativ auf die Entwicklung aus. In Zeitarbeitsunternehmen mit Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung war der Rückgang ebenso vehement spürbar – die Zahl sank innerhalb eines Jahres von 710.687 auf 567.718 Zeitarbeitnehmer (minus 142.969).

Folgerichtig verzeichnete die BA auch vermehrt Unternehmensaufgaben. Gegenüber Juni 2019 sank die Gesamtzahl um 4,2 Prozent auf 48.909 Betriebe. Davon registrierte das Statistische Amt 11.260 reine Zeitarbeitsunternehmen (minus 2,9 Prozent) und 37.649 Mischbetriebe (minus 4,6 Prozent), die nicht den Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung haben.

Falsche Lohndifferenz

In dem Bericht wird weiterhin an einem methodisch untragbaren Pauschalvergleich der Bruttomonatslöhne von Zeitarbeitnehmern und Stammbeschäftigten festgehalten. Hieraus ergebe sich eine Lohndifferenz von 42 Prozent zwischen Zeitarbeit und Gesamtwirtschaft. In dem Vergleich werden etliche lohnrelevante Merkmale nicht berücksichtigt, die in keinem Zusammenhang mit der Zeitarbeit stehen – etwa Qualifikation, Arbeitszeit, Berufserfahrung oder die Branchenzugehörigkeit der Einsatzbetriebe. Die Bundesagentur selbst hat festgestellt, dass dieser Vergleich „nicht sehr aussagekräftig“ sei, auch wenn er häufig vorgenommen werde (Methodenbericht Januar 2019: Bereinigter Pay Gap von Leiharbeitnehmern).

Qualifikationsstufen

Hinzu kommt, dass das Statistische Bundesamt im Vergleich der Bruttostundenlöhne sogar ohne Berücksichtigung der lohnrelevanten Unterschiede eine deutlich geringere Lohndifferenz ermittelt (24 Prozent). In der Qualifikationsstufe „Helfer“ weist das Statistische Bundesamt mit 11,05 EUR sogar einen höheren durchschnittlichen Bruttostundenlohn aus als für Helfer insgesamt (11 EUR).

"Mehr Sorgfalt"

„Vor diesem Hintergrund ist es nicht vertretbar, weiterhin eine so hohe Lohndifferenz zu kommunizieren, die Wasser auf ideologische Mühlen interessierter Kreise ist. Gerade bei einem so sensiblen und wichtigen Thema ist äußerste methodische Sorgfalt geboten“, appellierte iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz an die BA, bei diesen Zahlen mehr Sorgfalt walten zu lassen. (BT/WLI)

03.06.2022

BA-Bericht Juni 2020