Der Branche mit weniger Misstrauen begegnen

Im Rahmen des iGZ-Landeskongresses Bayern in Fürth diskutierte iGZ-Kommunikationsleiter Marcel Speker mit Birgit Harprath, Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks, Sibylle Haas, Wirtschaftsredakteurin der Süddeutschen Zeitung, und Angela Giese über „Zeitarbeit in den Medien – Weil kritische Auseinandersetzung wichtig ist“.

Berichterstattung schwierig

Harprath bestätigte mit Blick auf die Zeitarbeit, dass die Berichterstattung nie einfach sei. Das fange schon bei wechselnden Begrifflichkeiten – Leiharbeit, Zeitarbeit, Personaldienstleistung – an. Zudem gebe es auch viele schwarze Schafe und Dauerentleihe von Mitarbeitern. „Es ist eine heterogene Branche. Manche Praktiken machen wütend, aber die Zeitarbeit versucht, Niveau hereinzubringen“, lautete ihr erstes Fazit.

Fragmentierte Branche

Haas bestätigte, die Branche sei sehr fragmentiert, habe viele kleine Unternehmen. Sehr lange bestimmte ein Schmuddelimage den öffentlichen Eindruck. „Wenn Menschen im Spiel sind, sieht´s die Gesellschaft immer fragwürdig, aber es hat sich Einiges getan am Image. Das war jedoch auch ein Verdienst der Politik, die starken Einfluss nahm“, betonte sie.

Negativ-Image

Es sei, so Giese, bestimmt nicht leicht, das Negativ-Image nur durch gute Beispiele abzustreifen. „Ehrliche Antworten helfen uns sehr bei der Recherche, ich wünsche mir einfach große Offenheit“, regte sie an. Ein weiteres Problem sei laut Harprath die konzerninterne Überlassung: „Die Zeitarbeit wird dann auch nicht im Sinne der Branche genutzt, und das wird auch in den Medien entsprechend kritisiert. Das ist der Branche wohl auch nicht recht – es sind ja andere Firmen, die Zeitarbeit dann missbrauchen. Die müssen den Kontakt zu den Medien suchen und ihre Gegenbeispiele bringen“, appellierte auch sie an die rund 250 Zuhörer des iGZ-Presseclubs.

Lohngerechtigkeit

Zum Thema Lohngerechtigkeit merkte Sibylle Haas an, die allgemein geltende Gerechtigkeit gebe es nicht. Man könne sich diesem Wert nur annähern, und auch deshalb gebe es ja die Tarifpartnerschaft: „Das sichert den sozialen Frieden in den Unternehmen.“

Weniger Misstrauen

Harprath unterstrich mit Blick auf die schwarzen Schafe der Branche, es gelte offensiv auf diese Unternehmen zuzugehen, um Missstände abzustellen. Die Kontakt- und Schlichtungsstelle sei ja nur eine interne Institution, von der nichts nach außen dringe: „Sie müssen sich einfach mal trauen, einen Missstand öffentlich zu machen und die Konsequenzen darstellen“, empfahl sie dem iGZ. Haas ergänzte, in der Luftfahrt gebe es beispielsweise bereits schwarze Listen. Speker sprach sich abschließend dafür aus, der Zeitarbeitsbranche von Seiten der Medien doch einfach auch mal mit weniger Misstrauen zu begegnen, um eine objektive und ausrecherchierte Berichterstattung zu gewährleisten. (WLI)