Der Arbeitsmarkt kämpft mit der Corona-Krise

674.400 Zeitarbeitnehmer registrierte das Statistische Amt der Bundesagentur für Arbeit (BA) im März – im Vergleich zum Vormonat Februar mutet das mit einem Rückgang von 7.700 Beschäftigten (minus 1,1 Prozent) angesichts der Corona-Krise noch moderat an, lässt aber auch Schlimmes für den April befürchten. Dramatisch ist der Einbruch in der Zeitarbeitsbranche dann allerdings im Vorjahresvergleich. Laut BA verzeichnete das Amt einen Verlust von 74.000 Zeitarbeitnehmern (minus 9,9 Prozent) im Vergleich zum März 2019 mit 748.400 Mitarbeitern. Im Bereich der Kurzarbeit rangiert die Zeitarbeitsbranche mit 37,3 Prozent an sechster Stelle. Nach wie vor am schwersten betroffen ist hier das Gastgewerbe mit 93,4 Prozent.

Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitszeitausfall erstatten. Diese Anzeigen können laut BA als potenzielle Zugänge und damit als Frühindikator für die künftige Inanspruchnahme von Kurzarbeit interpretiert werden. Danach wurden vom 1. bis einschließlich 27. Mai für 1,06 Millionen Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, nach 8,02 Millionen im April und 2,64 Millionen im März, aber nur 41.000 im Februar. Auf Basis der geprüften Anzeigen, so die Agentur, ist keine verlässliche Schätzung der tatsächlichen Inanspruchnahme im April und Mai möglich.

Obergrenze

Die Summe der angezeigten Arbeitnehmer in den Monaten März und April kann aber als maximale Obergrenze der Inanspruchnahme interpretiert werden. In der Summe wurde in diesen Monaten für insgesamt 10,66 Millionen Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Diese Zahl liegt höher als die im letzten Monat genannte vorläufige Zahl von 10,14 Millionen, weil die Angaben nun für den April vollständig vorliegen. Die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit kann niedriger ausfallen als in den Anzeigen angekündigt.

Arbeitsmarkt unter Druck

„Der Arbeitsmarkt ist wegen der Corona-Pandemie weiterhin stark unter Druck. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind auch im Mai gestiegen, allerdings nicht mehr so stark wie im April. Bei der Beschäftigung sind erste Spuren sichtbar. Die Kurzarbeit hat das Niveau der Krise von 2009 deutlich überschritten. Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist weiterhin rückläufig, hat sich aber immerhin gefangen.“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, angesichts der Gesamtzahlen für den Arbeitsmarkt im Monat Mai.

Arbeitslosigkeit gestiegen

Die Arbeitslosenzahl ist von April auf Mai infolge der Corona-Krise erneut kräftig gestiegen, wenn auch nicht mehr so stark wie im Vormonat. Mit 2.813.000 liegt sie 169.000 höher als im Vormonat. Saisonbereinigt entspricht das einem Zuwachs um 238.000. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosenzahl um 577.000 erhöht. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,3 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent und verzeichnet auch im Vergleich zum Mai des vorigen Jahres ein Plus von 1,2 Prozentpunkten. Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosenquote belief sich im April auf 4,3 Prozent.

Erhöhte Unterbeschäftigung

Die Unterbeschäftigung, die auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, hat sich saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 170.000 erhöht. Damit wächst die Unterbeschäftigung weniger stark als die Arbeitslosigkeit. Dies liegt zu einem großen Teil daran, dass wegen der Kontaktbeschränkungen Angebote der Arbeitsmarktpolitik nicht zum Einsatz kamen. Insgesamt lag die Unterbeschäftigung im Mai 2020 bei 3.573.000 Arbeitnehmern. Das waren 383.000 mehr als vor einem Jahr.

33,62 Millionen Beschäftigte

Die Corona-Krise hat auch zu einem Rückgang der Erwerbstätigkeit und der Beschäftigung geführt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im April saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 275.000 verringert. Mit 44,90 Millionen beschäftigten fiel sie im Vergleich zum Vorjahr um 218.000 niedriger aus. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr noch einen Zuwachs. Insgesamt ist sie im März nach hochgerechneten Angaben der BA im Vergleich zum Vorjahr um 330.000 auf 33,62 Millionen Beschäftigte gestiegen. Von Februar auf März, bereits von den wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie beeinflusst, ergibt sich saisonbereinigt ein Rückgang um 21.000.

Weniger Arbeitsstellen

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist infolge der Corona-Krise massiv zurückgegangen. Im Mai waren 584.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, 208.000 weniger als vor einem Jahr. Saisonbereinigt hat sich der Bestand der bei der BA gemeldeten Arbeitsstellen um 44.000 verringert. Die Stellenneumeldungen haben sich nach dem starken Einbruch im April aber etwas gefangen. Der BA-Stellenindex (BA X) – ein Indikator für die Nachfrage nach Personal in Deutschland – sank im Mai 2020 um 3 Punkte auf 91 Punkte. Er liegt damit 38 Punkte unter dem Vorjahreswert.

Ausbildungsmarkt verlangsamt

Der Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt hat sich im Zuge der Corona-Krise verlangsamt. Von Oktober 2019 bis Mai 2020 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 400.000 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle, 39.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Von diesen waren 229.000 im Mai noch auf der Suche. Gleichzeitig waren 463.000 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 46.000 weniger als vor einem Jahr. Auffällig zurückgegangen sind im Vergleich zum Vorjahr vor allem gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen in Gastronomie- und Hotellerieberufen, im Friseurhandwerk, in Maschinenbau- und Betriebstechnik, in der Elektrotechnik, in kaufmännischen Berufen, in Informatikberufen, im Lebensmittelverkauf und im Berufskraftverkehr. Im Mai waren noch 250.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Insgesamt ist der Ausbildungsmarkt im Mai noch sehr in Bewegung. Deshalb ist es für eine fundierte Bewertung zu früh. (WLI)

07.06.2022

BA-Monatsbericht Mai 2020