Demografische Herausforderungen meistern
Die demografische Entwicklung mit Blick auf die Wachstumsaussichten der Volkswirtschaft nahm jetzt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer groß angelegten Studie unter die Lupe. Der demografische Wandel stellt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor eine ganze Reihe struktureller Herausforderungen.
Mit der Studie dokumentiert das IW auch wie verhindert werden kann, dass das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahrzehnten trotzdem nicht einbricht.
Rekordniveau
Die Beschäftigung, so das IW Köln in seiner Pressemitteilung, liege auf Rekordniveau, die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung und die Sozialversicherungen verzeichnen Einnahmerekorde. Doch diese anscheinend makellose Bilanz sei nur eine Momentaufnahme, denn die Alterung der Gesellschaft schreite trotz der hohen Zuwanderung in den nächsten Jahrzehnten weiter fort.
Auswirkungen
Nach IW-Berechnungen werde der Anteil der über 67-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von derzeit 17,7 auf 25,8 Prozent im Jahr 2035 steigen. Gleichzeitig schrumpfe die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 2,7 Millionen oder fünf Prozent. Das habe auch Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Mithilfe des Growth-Accounting-Modells haben die IW-Forscher berechnet, dass das mögliche jährliche Wachstum von 1,7 auf 0,7 Prozent zurückgehen wird.
Gegensteuern
Durch eine gezielte Wirtschaftspolitik könne die Bundesrepublik aber gegensteuern: Dafür müsste ein größerer Anteil der Bevölkerung arbeiten, das gesetzliche Rentenzugangsalter sukzessive auf 68 Jahre steigen und die Wochenarbeitszeit leicht angehoben werden. Alleine dadurch könnte das Wirtschaftswachstum, so das IW, in den kommenden 18 Jahren jährlich um 0,2 Prozentpunkte steigen.
Investitionen
Investieren Staat und Unternehmen zudem mehr in Infrastruktur, Bildung, Forschung und Entwicklung, zahle sich das langfristig aus: Nach IW-Berechnungen würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2035 um 265 Milliarden Euro – umgerechnet sieben Prozent – höher ausfallen als in einem Szenario ohne diese Impulse. Das seien rund 3.200 Euro pro Kopf.
Einbruch ausgleichen
„Nichts zu machen, würde teuer werden“, warnt IW-Direktor Michael Hüther. „Eine kluge Wirtschaftspolitik hingegen kann den demografiebedingten Wachstumseinbruch ausgleichen.“ (WLI)