Das Erfolgsmodell Zeitarbeit muss erhalten bleiben
Wirtschaft braucht Zeitarbeit – darüber waren sich die Vertreter der politischen Parteien beim iGZ-Bundeskongress einig. Das Thema: „Ideale Impfdosis für den Aufschwung – wie viel Zeitarbeit brauchen wir?“ Nacheinander interviewte Fernsehjournalistin Anke Plättner die virtuell hinzugeschalteten Gesprächspartner.
Plättner eröffnete die Gesprächsrunde mit Jana Schimke MdB (CDU/CSU), die sich für eine Stärkung der Zeitarbeitsbranche aussprach: „Die Zeitarbeit ist ein Erfolgsmodell, das erhalten bleiben muss.“ Insbesondere die tarifvertraglichen Regelungen und die besondere Integrationsfunktion der Branche seien ein bewährtes Rezept, um Arbeitslosigkeit zu verhindern. Schimke bezeichnete sich als Unionsmitglied, das der Zeitarbeit besonders nahestehe – einige Politiker der CDU/CSU positionieren sich anders. Umso mehr möchte sich Schimke für flexible Arbeitsmarktinstrumente und weniger Restriktionen der Branche einsetzen: „Zeitarbeit ist für mich nicht mehr wegzudenken.“
SPD bleibt kritisch
Der Koalitionspartner SPD steht der Branche kritischer gegenüber als die CDU/CSU. Beispielsweise begrüßt MdB Bernd Rützel die restriktive Höchstüberlassungsdauer und Equal Pay ab dem ersten Arbeitstag. Das SPD-Mitglied schätzte dennoch die positiven Auswirkungen der Personaldienstleistung – insbesondere die Integration von Langzeitarbeitslosen. Auch Kurzarbeitergeld für Zeitarbeitnehmer zu öffnen, halte er für die richtige Entscheidung. Das Wichtigste sei dabei Arbeitsplätze zu erhalten – auch von Zeitarbeitnehmern.
Tarifautonomie regelt
Die FDP vertraut bei der Regulierung der Zeitarbeitsbranche auf die Tarifautonomie, versicherte MdB Michael Theurer: „Überflüssige Vorschriften braucht die Zeitarbeit nicht.“ Insbesondere die Höchstüberlassungsdauer müsse aufgehoben werden. Oft werde übersehen, wie sehr sich Zeitarbeitsbetriebe für ihre Beschäftigten einsetzen und sie dabei unterstützen, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. „Wir wollen die Zeitarbeit als wichtige Branche in Deutschland erhalten und stärken.“, fasste Theuer seine Position zusammen.
Mehr Akzeptanz
„Zeitarbeit ist dafür da, Auftragsspitzen abzubauen“, positioniert sich Stefan Körzell, Vorstandsmitglied beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Anke Plättner moderierte den iGZ-Bundeskongress, Christian Baumann, iGZ-Bundesvorsitzender, begrüßte die über 300 Teilnehmer aus dem virtuellen Studio. Die Gewerkschaft sei nicht gegen Zeitarbeit: „Ansonsten würden wir keine Tarifverträge abschließen.“ Er fordert jedoch bessere Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge. Dies würde auch zu einer höheren Akzeptanz der Branche führen. Ein wichtiger Erfolg für die Zeitarbeitnehmer sei die Angleichung der Lohntabellen im Osten und Westen sowie die Öffnung des Kurzarbeitergeldes gewesen.
Wir sind Chancengeber
In der Politik und Gesellschaft herrsche ein Abbild der Zeitarbeit, das nicht der Realität entspreche, erklärte iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz: „Wir sind Chancengeber, nicht Chancennehmer. Es ist interessant, dass das in der Politik nicht ankommt.“ Dies äußere sich unter anderem im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG). Jede Legislaturperiode änderte sich das Gesetz und so auch die Arbeitsgrundlage der Personaldienstleister. Planungssicherheit für die Wirtschaft sehe anders aus, kommentierte Stolz. Er plädierte dafür, das AÜG nicht erneut zu überarbeiten – mit wenigen Ausnahmen wie der Höchstüberlassungsdauer. (GB)