Buchrezension: „Zeitarbeit GmbH“ (Michael Brandt)

Wer die Zeitarbeit von innen kennt, nimmt den ersten Roman über die Branche in weiten Schilderungen weniger als Romanfiktion, sondern eher als eine in den Protagonisten mit ihren Stärken bzw. Schwächen etwas überzeichnete Schilderung von realen Begebenheiten wahr. 

Alle Beteiligten im Dreiecksverhältnis sind gleichsam auch die „Hauptdarsteller“: der Inhaber des mittelständischen, regionalen Zeitarbeitsunternehmens, Johannes Wildgruber, der mit viel Ethos ausgestattet vom Leitbild der seriösen Personaldienstleistungen überzeugt ist und dies auch seiner internen Mitarbeiterschaft vermitteln möchte. Aber diese, insbesondere repräsentiert durch den „bösen“ Disponenten für das gewerbliche Personal, Ludwig Gerhard, setzen nicht immer diese positive Geschäftsphilosophie um, sondern geraten mitunter auf (ungesetzliche) Abwege. Dies sind dann mitunter auch die medial häufig aufgegriffenen Einzelfälle, die zu negativen Auswüchsen führen und die Branche in Misskredit bringen. Die spätere Niederlassungsleiterin Susanne Sommer steht dagegen für die „anständige“ faire Zeitarbeit: dienstleistungsorientiert, werteverbunden und stets korrekt. Und Zeitarbeitnehmer werden porträtiert, besonders vertreten durch Bruno Gernot, dem auch mal die Sicherungen durchbrennen. Kundenbetriebe, die sehr unterschiedliche Einsatzplanungen haben und verschiedene Erfahrungen machen, wie ihre Wünsche nach Flexibilität und teilweise auch nur nach Kostenersparnis von dem externen Fremdpersonal erfüllt werden. 

Bei allen Szenen stehen die allzu menschlichen Attribute im Vordergrund, weniger die abstrakten Systemabläufe. Dies macht das Buch so unterhaltsam und zeigt auf, dass es letztlich in der Zeitarbeitsbranche ähnlich zugeht wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch. Welchem Ärger sind die Akteure im Alltagsleben ständig ausgesetzt? Welche Zwänge fesseln sie? Wer ist der geheimnisvolle Untermieter, nett und freundlich, aber fast unsichtbar? Geschichten aus dem täglichen Wahnsinn im Zeitarbeitsleben eben! Herausgekommen ist ein ernster und zugleich heiterer Blick hinter die Kulissen von anspruchsvollen Aufgaben im Umgang mit Menschen, für die Zeitarbeit eine gute Wahl sein kann...

Lektüre lohnt also... auch, um einige Vorurteile abbauen zu helfen und Fakten spechen zu lassen. Und zum Schluss bleibt (hoffentlich) die Erkenntnis haften: Zeitarbeit ist ein unverzichtbares Instrument in unserer Sozialen Marktwirtschaft. Die Arbeitnehmerüberlassung gehört jedenfalls nicht an den gesellschaftspolitischen Pranger. Sie ist vielnehr als andere Wirtschaftsbranchen transparent, tariflich/gesetzlich geregelt und vielseitig kontrolliert. 

Auswüchse mag es leider immer mal wieder geben, aber: schlecht sind letzlich nie die Zeitarbeitsunternehmen selbst, sondern ggf. nur einzelne handelnde Personen dort. Genau diese Botschaft vermittelt der Romanautor sehr pointiert und man merkt, dass er langjährige Insiderkenntnisse als Fachkraft für Arbeitssicherheit für Firmen der Zeitarbeitsbranche besitzt.

Produktdetails: 498 Seiten, Taschenbuch, Deutsch, Verlag: Verlagshaus Schlosser, ISBN-10: 3962001794, ISBN-13: 9783962001797, Erscheinungsdatum: 12.03.2019

Rezension: RA Werner Stolz, iGZ-Hauptgeschäftsführer