"Branchenmindestlohn für Zeitarbeit überlebenswichtig"

Frau Haderthauer hat sich in der letzten Woche in der Frankfurter Rundschau gegen einen Mindestlohn in der Zeitarbeit ausgesprochen. Sie formulierte: "Die geltenden Regelungen für Zeitarbeit reichen aus." Aus welchem Grund streben Sie als mittelständisches Unternehmen in Thüringen den Mindestlohn in der Zeitarbeit an?

Meyer: (…) In unserem Arbeitgeberverband, dem iGZ, bin ich stark für den Branchenmindestlohn engagiert. Eine tariflich festgelegte Lohnuntergrenze in der Zeitarbeitsbranche respektiert die Besonderheiten der Personaldienstleistungen, verhindert den Absturz auf der Lohnskala und garantiert auch in Zukunft flexible Brücken in den ersten Arbeitsmarkt. Ich denke, höhere Qualitätsstandards für die Zeitarbeitsbranche zu verlangen macht Sinn, damit es eben keine ‚schwarzen Schafe' mehr gibt. (…)

Halten Sie es für ausgeschlossen, dass nach dem 1. Mai 2011 Zeitarbeitsunternehmen aus den neuen EU-Mitgliedsländern gerade in Bayern nicht tätig würden?

Meyer: (…) Die Chancen mit der Öffnung der Arbeitsmärkte stecken vor allem in der Beseitigung des Mangels an Fachkräften, wenn es uns gelingt Zureisende bedarfsgerecht zu qualifizieren. Darüber hinaus eröffnen sich für Akademiker ganz andere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Aufgrund des Arbeitskräftemangels ist eine vollständige Öffnung des Arbeitsmarktes in Deutschland sinnvoll. (…) Dies muss zu fairen Bedingungen geschehen, die für deutsche und Arbeitnehmer/innen aus Osteuropa gleichermaßen gelten. (…)

Welche Position zum Mindestlohn in der Zeitarbeit nimmt die Landesregierung in Thüringen ein?

Meyer: Wirtschaftsminister Matthias Machnig forderte in den letzten Wochen erhöhte Standards für die Zeitarbeit und setzt sich für den Mindestlohn ein. Ich denke, er meint den Branchenmindestlohn für die Zeitarbeitsbranche. Dem kann man nur beipflichten, weil dieser Branchenmindestlohn Verwerfungen entgegenwirkt, damit eine festgelegte Untergrenze den Absturz auf der Lohnskala verhindert, um auch in Zukunft flexible Brücken in den ersten Arbeitsmarkt zu garantieren.

Auf welche Akzeptanz wird die Äußerung von Frau Haderthauer bei Ihren Beschäftigten treffen?

Meyer: Gar keine! (…) Natürlich haben sie Angst davor von ‚billigen' Arbeitnehmern aus Osteuropa verdrängt zu werden.Ich bin ganz vehement dafür, dass Arbeitnehmer/innen mit dem Lohn, den sie in der Zeitarbeitsbranche verdienen auch leben können, ohne Sozialleistungen in Anspruch nehmen zu müssen. (…) (Mindestlohn.de, 10.08.´10)