Blick für Überregulierung schärfen
„Wir müssen aufpassen, dass gut gemeinte Regelungen zum Arbeitnehmerschutz nicht zum Bumerang für Beschäftigte werden“, betonte MdB Ursula Groden-Kranich (CDU). Zeitarbeit sei für viele eine Chance auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, diese Chance dürfe nicht durch Überregulierungen verhindert werden.
Bernhard Eder, Rheinland-Pfälzischer Landesbeauftragter des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen, lud die Bundestagsabgeordnete zu einem Informationsaustausch gemeinsam mit Gabriele Denstedt und Matthias Eder nach Mainz ein.
AÜG-Reform
Besonders am Herzen lagen den Inhabern des iGZ-Mitgliedsunternehmens, attentus Ges. f. Personaldienstleistungen mbH, die Themen Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten und die praktischen Auswirkungen der AÜG-Reform.
Flexibilität erhalten
Für Groden-Kranich steht fest: „Wir müssen die wirtschaftliche Flexibilität am Arbeitsmarkt erhalten“. Zeitarbeit sei dafür da, um schnell auf Engpässe und zusätzliche Aufträge zu reagieren. Mit Blick auf die Überlassungshöchstdauer gab Eder zu bedenken: „Bei uns sind viele Einsätze erst nach zwei oder drei Jahren beendet, oftmals wegen Elternzeit, Krankheit oder im Rahmen eines Einsatzes in Projektarbeit“.
Entgeltstufen
Außerdem, so der Zeitarbeitsexperte, würden die Zeitarbeitnehmer im Fall einer Nichtübernahme wieder auf den Einstiegslohn zurückgestuft, wenn sie an anderer Stelle eingesetzt werden. Eder erinnerte die Politikerin dabei zudem an das hohe Gut der Tarifautonomie – bislang hätten es die Tarifvertragsparteien als Experten immer sehr gut verstanden, faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Regulierungen durch Gesetze liefen dem angestrebten Ziel dabei oftmals zuwider.
Begriff nicht definiert
Als äußerst kritisch betrachte er die Equal Pay-Regelung nach neun Monaten: Da der Gesetzgeber das Equal Pay gesetzlich nicht definiert habe, stünden Spekulationen Tür und Tor offen, bedauerte der iGZ-Landesbeauftragte. Hinzu komme ein kaum zu berechnender bürokratischer Mehraufwand, der die Zeitarbeitsunternehmen an den Rand ihrer Kapazitäten bringen könnte.
Integration
Das sei in Anbetracht des hohen Integrationsfaktors – jeder fünfte beschäftigte Flüchtling arbeitet in Zeitarbeit – wohl nur sehr schwer zu bewältigen. Eder sprach auch die Rolle des iGZ mit dessen rund 3.500 Mitgliedsunternehmen an: Der iGZ habe mit den DGB-Gewerkschaften einen Tarifvertrag für die Zeitarbeitsbranche in Deutschland ausgehandelt. „Außerdem haben die Mitglieder“, so Eder, „einen Ethik-Kodex verabschiedet, der das Miteinander von Arbeitgebern, -nehmern sowie Kundenunternehmen regelt und für sämtliche iGZ-Mitgliedsunternehmen bindend ist.“ Die Einhaltung des Kodex´ werde von einer unabhängigen Kontakt- und Schlichtungsstelle überwacht.
Dialog intensivieren
Eder und Denstedt bedankten sich bei Groden-Kranich für das Hintergrundgespräch und hofften, den Dialog künftig zu intensivieren. Das sei eine gute Gelegenheit, den politischen Blick für mögliche Überregulierungen zu schärfen. (WLI)