Beschränkung von Zeitarbeit verringert Chance auf Arbeit

Die Zeitarbeit ist von Corona in die Zange genommen worden, zitiert die Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ den Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), Werner Stolz. In einem umfangreichen Artikel beleuchtet das Blatt die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Zeitarbeitsbranche.

Knapp 25 Prozent der iGZ-Mitgliedsunternehmen, zitiert die Zeitung den iGZ-Hauptgeschäftsführer, fürchten laut einer Januarumfrage des mitgliederstärksten Arbeitgeberverbandes der Zeitarbeitsbranche um ihre Existenz. Umgekehrt, so Stolz, hätten viele Personaldienstleister neue Aufträge akquirieren können, beispielsweise im Bereich der Logistik oder in der Gesundheitsbranche. Die Lage sei allerdings schon vor Ausbruch der Pandemie aufgrund eines Konjunktureinbruchs und den Auswirkungen der AÜG-Reform schwieriger geworden.

Hilfsmittel Kurzarbeit

Zu begrüßen sei, dass der Gesetzgeber mit einer Änderung auf die Coronakrise schnell und unbürokratisch reagierte. Auch Zeitarbeitsunternehmen können für ihre Beschäftigten Kurzarbeit anmelden. Fast 75 Prozent der iGZ-Mitgliedsunternehmen haben laut Verbandsumfrage davon Gebrauch gemacht. „Dieses Instrument zum Vermeiden von Entlassungen hat der Branche sehr geholfen“, betont der iGZ-Hauptgeschäftsführer im Gespräch mit der Rheinpfalz.

Eigenartige Signale

Größte Skepsis sei hingegen bei anderen gesetzgeberischen Entscheidungen angebracht: Das ab April geltende weitgehende Verbot von Zeitarbeit in der Fleischindustrie oder Initiativen, Zeitarbeit in der Pflegebranche zu verbieten, seien „ganz eigenartige Signale“. Stolz: „Wenn die Zeitarbeit derart beschränkt wird, verringert das beispielsweise auch die Chancen von Langzeitarbeitslosen, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.

Langzeitarbeitslose

Deren Anzahl ist, das zeigen die neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, nach einem deutlichen Rückgang in Zeiten des konjunkturellen Aufschwungs, zuletzt wieder spürbar gestiegen. Er sehe aber auch die eigene Branche in der Pflicht. Um sich künftigen Anforderungen stellen zu können, sei ein noch stärkeres Engagement bei Weiterbildung und Qualifizierung der Zeitarbeitnehmer notwendig.

Einstieg in den Arbeitsmarkt

Die Zeitarbeit sei und bleibe zudem „das Mittel der Wahl“ für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Die Zeitarbeitnehmerschaft rekrutiere sich mit circa 40 Prozent überproportional aus Beschäftigten mit Migrationshintergrund – vor allem vielen Flüchtlingen sei in den vergangenen Jahren über die Zeitarbeit der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelungen, erinnert Stolz an den hohen Grad der Integration via Zeitarbeit. Die Branche habe sich während der verstärkten Zuwanderung durch Geflüchtete als Hauptanlaufpunkt etabliert – die Zeitarbeit verzeichnete die höchste Quote an Beschäftigten, die zuvor geflüchtet waren. (WLI)