Bei Branchenvergleich genau hinschauen
Es „stellt sich die Frage, inwieweit Arbeit der Zeitarbeiter mit der der Stammbelegschaft vergleichbar ist“, urteilt das IAB. Denn bei einem Vergleich der Lohnhöhen gehe es allein um das Qualifikationsniveau der Beschäftigten. Relevante sozio-ökonomische Eigenschaften sowie bisherige Erwerbsbiografien der Beschäftigten seien nicht berücksichtigt, weil diese Angaben nicht vorhanden seien. Hinzu komme, dass Zeitarbeitskräfte oftmals nur temporär im Kundenunternehmen eingesetzt seien.
Produktivität beachten
Das führe dazu, „dass Zeitarbeitnehmer nur in geringerem Maß in betriebliche Abläufe eingebunden werden, weniger Verantwortung übernehmen und folglich eine geringere Produktivität als die Stammbelegschaft aufweisen.“ Daher dürften Zeitarbeitskräfte nicht einfach mit den Beschäftigten im Kundenunternehmen verglichen werden, die die gleiche Tätigkeit ausführen. Sie müssten auch genauso produktiv sein. Würden zudem noch die sozio-ökonomischen Merkmale berücksichtigt, fiele die Lohndifferenz sehr viel geringer aus. Mit steigendem Qualifikationsniveau sinke die Diskrepanz ohnehin.
Beschäftigungsdauer steigt mit Qualifikation
Ähnlich argumentiert das IAB bei der Länge der Beschäftigungsdauer, die im Durchschnitt kürzer ist als die in der Gesamtwirtschaft. „Dies begründet sich in der Funktion, die die Zeitarbeit im Wirtschaftssystem hat“, liefert das IAB die Erklärung. Zeitarbeit sei zum Ausgleichen von Personalengpässen gedacht, die durch temporäre Abwesenheit verursacht werde. Auch hier müsse zudem die Qualifikation der Beschäftigten verglichen werden. Mit zunehmender Qualifikation steige die Beschäftigungsdauer im gleichen Zeitarbeitsunternehmen.
Spezialisten entscheiden sich bewusst für Zeitarbeit
Eine Höchstüberlassungsdauer würde zwar einen eher kleinen Teil der Beschäftigungsverhältnisse treffen. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass gerade langfristig ausgelegte Projekte mit entsprechenden Spezialisten dann nicht mehr durch die Zeitarbeit realisierbar seien. Spezialisten würden sicherlich auch außerhalb der Zeitarbeit eine Beschäftigung finden. Bei diesem Personenkreis sei es deshalb sehr wahrscheinlich, dass sie sich aus persönlichen Gründen für die Zeitarbeit entschieden hätten. (ML)
Die vollständige Studie steht im Anhang zum Download.