Befristungen ermöglichen nötige Flexibilität
„Besser flexibel bleiben statt befristete Arbeit abschaffen“, findet Philipp Neumann, Redakteur der Westfälischen Rundschau. Denn wer befristete Jobs teilweise verbieten wollen, löse keine Probleme am Arbeitsmarkt. Damit kommentierte er die Forderung von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz, sachgrundlose Befristungen gänzlich zu verbieten.
Natürlich bringe eine befristete Anstellung eine gewisse Unsicherheit mit sich, räumt der Journalist ein. Das sei für Arbeitnehmer auf Dauer unangenehm. Doch er appellierte an die Politiker, anstelle von Skandalisierung bei den Fakten zu bleiben. Befristete Beschäftigungen seien demnach eher ein Problem von Berufseinsteigern. Unter den Arbeitnehmer, die älter als 30 Jahre seien, sei nur noch jeder zehnte befristet beschäftigt. „Das ist sicher keine Randerscheinung mehr, aber es ist eben auch kein schreckliches Massenphänomen“, forderte er mehr Sachlichkeit in der Diskussion.
„Kein Skandal“
Innerhalb der vergangenen 25 Jahre habe sich die absolute Zahl befristet Beschäftigter von rund zwei Millionen auf etwa 2,5 Millionen erhöht. „Spürbar, aber nicht dramatisch“, meint Neumann. Ebenso sei die Gesamtzahl von Zeitarbeitsbeschäftigten in Deutschland „kein Skandal“. Beides zeige vielmehr, wie flexibel der Arbeitsmarkt in Deutschland geworden sei.
Perspektive entscheidend
Gerade im Vergleich zum europäischen Ausland werde deutlich, dass diese Flexibilität für eine hohe Beschäftigungsquote insgesamt sorge. „Es kommt eben auf die Perspektive an: Verglichen mit einem unbefristeten Job erscheint eine befristete Stelle oft unattraktiv. Verglichen mit der Arbeitslosigkeit kann sie aber Gold wert sein“, urteilt Neumann.
Mehr Fantasie nötig
Wer sachgrundlose Befristungen gänzlich abschaffen wolle, der wünsche sich die Situation von vor dreißig Jahren zurück. Die Globalisierung habe die Herausforderungen des Arbeitsmarktes aber verändert. Ein schlichtes Verbot der sachgrundlosen Befristung sei daher nicht mehr angebracht. Für die heutigen Schwierigkeiten brauche es „etwas mehr Fantasie als ein schlichtes Verbot“. (ML)