BA-Chef: 77.000 Betriebe beantragten Kurzarbeit
90.000 Arbeitslose mehr im Jahresdurchschnitt und 77.000 Betriebe, die binnen einer Woche Kurzarbeit anmelden: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) arbeitet auf Hochtouren. In den Branchen Tourismus, Bau und Zeitarbeit gebe es aktuell bereits die größten Verluste. Für Unternehmer, die am Telefon im Moment nicht durchkommen, rät er: „Wir hatten in Spitzenzeiten 150 Anrufe in der Sekunde, aber die Situation stabilisiert sich nun. Wir schalten zusätzliche Telefonkreise und bitten auch alle, unser Online-Angebot zu nutzen“, rät Detlef Scheele im Interview mit dem Handelsblatt.
„Wir haben 26 Milliarden Euro Rücklage, wenn wir im Jahresschnitt durchschnittlich zwei Millionen Kurzarbeiter hätten, kann uns das einige Milliarden kosten. Aber genau für so einen Fall ist die Rücklage auch da“, betont BA-Chef Scheele. Wenn die Wirtschaftsleistung sinke, gebe es auch mehr Arbeitslose: „Unser Forschungsinstitut IAB rechnet in einer aktuellen Vorausschau mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um zwei Prozent und mit 90.000 Arbeitslosen mehr im Jahresdurchschnitt“, erklärt er. Die größten Verluste gebe es voraussichtlich in den Branchen Bau, Tourismus und Zeitarbeit.
Kurzarbeitergeld und Grundsicherung helfen
Mit dem Kurzarbeitergeld decke der Staat 60 bzw. 67 Prozent des Nettoeinkommens ab. Das ist nicht viel bei Geringverdienern. „Wenn das Kurzarbeitergeld nicht reicht, weil der Lohn vorher zu niedrig war, dann springt die staatliche Grundsicherung ein, die im Zweifel auch die Kosten der Unterkunft trägt“, weiß der Experte. (KM)