Auswirkungen abhängig von effektiven Gegenmaßnahmen
Im jüngsten Zahlenwerk der Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Arbeitsmarkt war der Shutdown der Corona-Krise für die Zeitarbeitsbranche noch gar nicht erfasst - 681.600 Zeitarbeitnehmer verzeichnete das Statistische Amt für den Monat Februar. Im Vergleich zum Vormonat bedeutete das erneut einen Rückgang um 1,1 Prozent (Januar 2020: 689.400). Im BA-Monatsbericht für April 2020 ist dokumentiert, dass die Zahl der Zeitarbeitsbeschäftigten gegenüber Februar 2019 um 76.700 Mitarbeiter gesunken ist, was einem Minus von 10,1 Prozent entspricht.
Mittlerweile wurde die Branche neben der Konjunkturflaute zusätzlich von der Corona-Krise gebeutelt. Laut einer iGZ-Mitgliederumfrage haben 75 Prozent Kurzarbeit angemeldet. Die weiteren Maßnahmen, die von den Unternehmen ergriffen wurden, sind laut eigener Aussage Abbau der Arbeitszeitkonten (67 Prozent), Gewährung von Urlaub (60 Prozent), Entlassungen (48 Prozent), Vermittlung in einen neuen Einsatz (38 Prozent) oder Standby im Garantielohn (16 Prozent).
Weniger offene Stellen
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) stellte in einer Studie für die Gesamtwirtschaft nun fest, dass es in den ersten zwei Wochen nach dem Corona-Shutdown Mitte März noch nicht zu größeren Entlassungswellen kam. Stattdessen ging laut IAB-Pressemitteilung zuerst die Zahl der offenen Stellen zurück. Allerdings führte die abgeflaute Konjunktur schon vor der Corona-Krise zu einer sinkenden Personalnachfrage.
Shutdown
Die so genannte Vakanzrate, der Anteil offener Stellen an allen besetzten und unbesetzten Stellen eines Betriebs, sei im ersten Quartal 2020 gegenüber dem vierten Quartal 2019 von 3,2 auf 2,6 Prozent gesunken. Deutlich stärker falle der Rückgang jedoch aus, wenn man die letzten zwei Märzwochen betrachte, als der Corona-bedingte Shutdown wirksam wurde. In diesen zwei Wochen lag die Vakanzrate laut IAB bei knapp zwei Prozent. In den ersten elf Wochen des ersten Quartals 2020 betrug die Vakanzrate 2,7 Prozent.
Personalabbau
In den letzten zwei Märzwochen zeigte sich in den Befragungsergebnissen der IAB-Stellenerhebung noch kein größerer Personalabbau. „Kündigungsfristen, Kurzarbeitergeld und die Ankündigung vielfältiger Stützungsmaßnahmen bremsen zunächst drohende Beschäftigungsverluste. Sie können sie aber natürlich weder vollständig noch dauerhaft aufhalten“, erklären die IAB-Forscher.
Beschäftigungserwartungen
Die in den letzten zwei Märzwochen befragten Arbeitgeber erwarteten für die kommenden zwölf Monate einen Beschäftigungsrückgang von 2,4 Prozent. Da die im Januar und Februar befragten Betriebe noch von einem Beschäftigungswachstum von 2,2 Prozent ausgingen, bedeutet dies einen Einbruch der Beschäftigungserwartungen um 4,6 Prozentpunkte. „Ob sich diese negative Erwartung im Zeitverlauf weiter verstärkt hat oder inwiefern politische Maßnahmen sie abmildern können, ist aus heutiger Sicht offen“, so die IAB-Forscher.
Betriebsschließungen
Zudem zeigte sich in der Betriebsbefragung, so das IAB, bereits zu Beginn des Shutdowns ein erhöhter Anteil von Arbeitgebern, der eine Betriebsschließung erwartet. „Doch auch hier hängt das tatsächliche Ausmaß solcher Schließungen nicht zuletzt von der Effektivität der Gegenmaßnahmen seitens der Politik ab“, betonen die IAB-Forscher. (WLI)