Forderungen nach Zeitarbeitserlaubnis für Drittstaatler
Die derzeit 1,7 Millionen offenen Stellen machen schon heute deutlich, was auf uns zukommen wird, wenn wir nicht handeln. Ein Teil der Lösung ist die Rekrutierung und Beschäftigung von Fach- und Arbeitskräften aus Drittstaaten. Mit ihrem Gastkommentar im Handelsblatt haben Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Dringlichkeit des Problems bei der Zuwanderung erkannt. Umso bedauerlicher ist es, dass eine entscheidende Änderung bislang fehlt. Die Aufhebung des antiquierten und rechtlich zweifelhaften Beschäftigungsverbots von Drittstaatsangehörigen als Zeitarbeitnehmer wird nicht erwähnt.
Zeitarbeit helfen lassen
Der iGZ begrüßt daher, dass in den vergangenen Wochen ein breites Netzwerk aus Arbeitgeberverbänden wie die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sowie Wirtschaftsvertreter und Politiker auf diese notwendige Änderung aufmerksam gemacht haben. Die Akteure heben zu Recht immer wieder die Kernkompetenzen von Personaldienstleistern in puncto Rekrutierung, Onboarding und Qualifizierung von Menschen mit ausländischem Pass hervor. Auch aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (Juli 2022) sprechen eine klare Sprache: Zwei Fünftel (41 Prozent) der Zeitarbeitnehmer hatten im Jahresdurchschnitt 2021 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren sogar noch gestiegen und mehr als dreimal so hoch wie bei den Beschäftigten insgesamt (13 Prozent). Die Zeitarbeitsbranche stellt damit seit Jahren unter Beweis, dass sie für Ausländer eine gute – wenn nicht die beste – Einstiegsmöglichkeit in den deutschen Arbeitsmarkt ist.
Zeitarbeit auch für Drittstaatler
Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die häufig keine Erfahrung in der Rekrutierung und Begleitung von ausländischen Beschäftigten haben, könnten durch Personaldienstleister unterstützt werden und zur Integration in den Arbeitsmarkt beitragen. Das spätestens jetzt Handlungsbedarf besteht, zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit: Bereits im Februar 2019 haben wichtige Vertreter des Mittelstands – der Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) wie auch der Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft (BDWi) – klar Position für die Zeitarbeitsbranche bezogen und eine Öffnung der Zeitarbeit für Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern gefordert.
Alle Register ziehen
Da Faeser und Heil in ihrem Kommentar explizit den Wirtschaftsstandort Deutschland in den Blick nehmen, ist es endlich an der Zeit auch auf diesen zu hören. Die beiden wollen „alle Register ziehen, um die Potenziale im In- und Ausland zu heben“. Die Aufhebung des Verbots liegt weit unterhalb dieser Schwelle. Nun haben sie die Chance zu beweisen, wie viel Fortschritt in ihrer Koalition tatsächlich steckt.