Arbeitsminister Schneider offenbart erschreckende Wissenslücken

„Arbeitsminister Schneider offenbart erschreckende Wissenslücken, wenn es um das Thema Zeitarbeit geht“, erklärt Anne Rosner, NRW-Landesbeauftragte des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) in Reaktion auf eine Pressemitteilung des Arbeitsministers.

Und damit diskreditiere er ein eigentlich erfolgreiches Arbeitsmarktprojekt, denn Zeitarbeit stelle für viele Menschen die Chance auf eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt dar.

Vorher arbeitslos

Zwei von drei Zeitarbeitnehmern waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zuvor beschäftigungslos. Das bestätigt auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Demnach konnte die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen haben, auch längerfristig ihre Erwerbslosigkeit beenden. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass von den durch Schneider in seiner Pressemitteilung beklagten 200.000 Zeitarbeitskräften in NRW 133.000 zuvor ohne Beschäftigung gewesen sind. Darüber sollte sich ein Arbeitsminister eigentlich freuen können“, so Rosner.

Festanstellung

Wenn Guntram Schneider fordere, Zeitarbeitnehmer sollten „verstärkt eine Chance auf Festanstellung bekommen“, dann sei das nicht nachvollziehbar: 91 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind laut iGZ-Mittelstandsbarometer, das durch die Soziale Innovation GmbH in Dortmund erhoben wird, in Vollzeit beschäftigt und 81 Prozent verfügen über unbefristete Arbeitsverhältnisse beim Zeitarbeitsunternehmen. „Das sind Zahlen, von der Mitarbeiter außerhalb der Zeitarbeit oft nur träumen können“, macht Rosner deutlich. Zeitarbeitsunternehmen seien Arbeitgeber mit allen Rechten und Pflichten. Die Entlohnung finde nach Tarifverträgen und Branchenzuschlägen statt – in der Regel noch darüber hinaus.

Qualität und Motivation

Wenn Schneider mit seiner Forderung nach Festanstellung die Übernahme des Zeitarbeitnehmers durch den Einsatzbetrieb meine, so müsse man erwidern, dass viele Mitarbeiter das Zeitarbeitsunternehmen gar nicht verlassen wollen. Dennoch wechseln von 100 Mitarbeitern, die die Zeitarbeit verlassen, 36 zum vorherigen Einsatzbetrieb. „Das spricht für die Qualität und Motivation unserer Mitarbeiter“, ist Anne Rosner überzeugt.

Zuschlagstarife

Schade sei es auch, dass Schneider so tue, als sei ungleiche Bezahlung zwischen Zeitarbeitnehmern und vergleichbaren Mitarbeitern im Kundenbetrieb immer noch an der Tagesordnung: „Wir haben mit den Gewerkschaften für die neun wesentlichen Branchen Zuschlagstarife vereinbart, die eine Erhöhung des Zeitarbeitslohnes um bis zu 50 Prozent vorsehen“, erklärt Rosner. In vielen anderen Branchen liege die Zeitarbeit jedoch schon heute über den Tarifen der jeweiligen Kundenbranchen.