Arbeitsmarkt: Große Umbrüche prognostiziert
Der deutsche Arbeitsmarkt konnte den Strukturwandel seit den 70er Jahren bislang alles in allem ausgleichen. Auf längere Sicht betrachtet entstanden etwa in dem Maß, wie Arbeitsplätze abgebaut wurden, auch neue. Das zeigt eine nun veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Trotz der vermehrten Automatisierung in der Industrie seit den 70er Jahren ist der Arbeitsplatzabbau durch Arbeitsplatzaufbau laut IAB-Pressemitteilung in anderen Betrieben oder Sektoren ausgeglichen worden. „Technischer Fortschritt hat in Deutschland bislang nicht zu weniger Arbeit geführt, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen und Arbeitskräften“, schreiben die IAB-Forscher Hermann Gartner und Heiko Stüber.
Mehr Arbeitsplätze
Für Hochqualifizierte seien sogar mehr Arbeitsplätze hinzugekommen als verschwunden, so die IAB-Forscher. Für Geringqualifizierte seien den Forschern zufolge dagegen weniger Stellen entstanden als abgebaut wurden. Die technologische Entwicklung war also verbunden mit einer qualitativen Veränderung des Bedarfs an Arbeitskräften: Die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften sei gestiegen, die Nachfrage nach Geringqualifizierten habe abgenommen.
Arbeitslosigkeit
Die zunehmend besser ausgebildeten Arbeitskräfte konnten, so das IAB, vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden. Gleichzeitig sei ab den 70er Jahren lange Zeit die Arbeitslosigkeit bei Geringqualifizierten gewachsen. Durch die Computerisierung in den vergangenen 20 Jahren sei der Anteil der Arbeitsplätze, die verloren gingen, nicht angestiegen. Seit 2005 ist er sogar zurückgegangen. „Es gibt also keinen Trend zu einem Turboarbeitsmarkt, denn dann müssten die Auf- und Abbauraten steigen“, erklären Gartner und Stüber.
Große Umbrüche
Bezogen auf die aktuelle Digitalisierungsdebatte („Wirtschaft 4.0“) erwarten die Forscher, dass auch dieses Mal das Beschäftigungsniveau in Deutschland unterm Strich nicht sinken werde. Das IAB prognostiziert allerdings große Umbrüche: Durch die Digitalisierung werden rund 1,5 Millionen Stellen wegfallen, jedoch in ähnlichem Umfang auch neue entstehen. „Dass neu entstehende Arbeitsplätze oft ein anderes Anforderungsniveau aufweisen als die weggefallenen Arbeitsplätze ist mit ein Grund, dass es immer ein bestimmtes Maß an Mismatch-Arbeitslosigkeit gibt“, so die Forscher. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung, damit die Beschäftigten mit den Herausforderungen der Digitalisierung schritthalten können. (WLI)