Arbeitskräftemangel bedroht Wirtschaftsstandort Deutschland

Die Ergebnisse der Arbeit, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde, übergaben die Vertreter der Kommission „Zukunft der Arbeitswelt“ jetzt an Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen.

Ungenutzte Ressourcen

„Es ist gut, dass die Kommission dieses wichtige Thema aufgreift“, so von der Leyen. „Das Gedeihen von Europas Wirtschaft wird entscheidend davon abhängen, wie es unserem alternden Kontinent gelingt, bisher ungenutzte Ressourcen zu heben. Dabei geht es um die Fachkräfte-Potenziale im Inland, aber ebenso in der EU und dem globalen Arbeitsmarkt. Wettbewerbsfähigkeit bedeutet, dass es der Wirtschaft gelingt, das Potenzial aller Menschen bestmöglich zu nutzen.”

Ausgleich möglich

Die Experten haben festgestellt, dass die Zahl der potenziellen Arbeitskräfte demografiebedingt um zwölf Prozent sinken wird, wenn es keine Reformen gibt. Die Szenarien der Studie zeigen, dass Politik, Sozialpartner und Unternehmen in einer gemeinsamen Anstrengung die sinkende Zahl von Arbeitskräften in einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft bis zum Jahr 2030 noch ausgleichen können. Als wichtigste Stellschrauben dabei nennt die Kommission die Steigerung der Erwerbsquote und der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit.

Kein unabwendbares Schicksal

„Unsere Berechnungen haben ergeben, dass der demografische Wandel kein unabwendbares Schicksal für den Arbeitsmarkt ist“, sagt Dr. Hans-Peter Klös, Sprecher der Kommission und Leiter des Wissenschaftsbereichs Bildungspolitik und Arbeitsmarktpolitik des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. „Doch wir dürfen nicht nur über die Zahl der Köpfe auf dem Arbeitsmarkt sprechen. Noch effektiver ist es, die Arbeitszeit von Teilzeitkräften zu erhöhen, z.B. von Frauen oder älteren Menschen.“

Qualifikation

Darüber hinaus empfiehlt die Kommission, gezielt in die Qualifikation von Menschen zu investieren, die besonders von Arbeitslosigkeit bedroht sind, und die Produktivität des einzelnen Arbeitnehmers durch lebenslanges Lernen zu erhöhen. Angesichts der steigenden Lebenserwartung mahnen die Fachleute zudem Reformen in den sozialen Sicherungssystemen an. Sie raten unter anderem dazu, in der gesetzlichen Pflege- und Krankenversicherung eine solidarische Bürgerprämie einzuführen und die Lebensarbeitszeit zu verlängern. (WLI) (Zukunft der Arbeitswelt, 06.03.´12)