Als erste den Aufwind am Arbeitsmarkt spüren

Die Unternehmen behelfen sich mit Zeitarbeitnehmern. Da durch die jetzige tiefe Rezession viele kleinere Zeitarbeitsfirmen wohl auf- geben müssen, sehen sich die großen Zeitarbeitsunternehmen jetzt schon als Gewinner der Wirtschaftskrise.

Kampf um Arbeitsplätze

Diese Positionierung lässt der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. (iGZ) nicht unkommentiert. Beim iGZ-Landeskongress Bayern in Nürnberg, den die Bayerische Staatszeitung als Medienpartner begleitete, sagte die iGZ-Bundesvorsitzende Ariane Durian vor rund 150 Teilnehmern: "Wir sind keine global player, sondern kämpfen für den Erhalt der Arbeitsplätze im Mittelstand, der ja bekanntlich das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist." Zeitarbeit habe eine große Zukunft und werde weiterhin der innovative Problemlöser am Arbeitsmarkt sein. Gerade jetzt in der Krise werde die Phase der Kurzarbeit zur Weiterqualifizierung der Mitarbeiter genutzt, zitiert Durian eine aktuelle Mitgliederbefragung des iGZ.

Neues iGZ-Hauptstadtbüro

Damit die Interessen der mittelständischen Zeitarbeitsbranche auch in Berlin auf entsprechendes Gehör treffen, wird noch in diesem Jahr ein iGZ-Hauptstadtbüro eröffnet. Wie bedeutend Zeitarbeit inzwischen geworden ist, illustrierte beim iGZ-Landeskongress in Nürnberg Lutz Eigenhüller vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. So nahm von2003 bis 2008 die Anzahl der Zeitarbeiter um 132 Prozent von zirka 44 200 auf rund 103 000 zu. Im vergangenen Jahr stieg die Quote der Leiharbeiter im Freistaat um 2,3 Prozent. Allein im Jahr 2007 kamen 11 Prozent der neuen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Bayern aus dem Segment der Zeitarbeit.

Hoher Stellenwert der Zeitarbeit

"Die Mehrheit der Zeitarbeiter war vorher arbeitslos oder nicht erwerbstätig", so Eigenhüller. Auch für Versorgung der Bevölkerung mit Arbeitsplätzen hat die Zeitarbeit inzwischen einen hohen Stellenwert erreicht. So kamen 30,1 Prozent der Stellen, die die bayerischen Arbeitsagenturen im vergangenen Jahr vermittelten, von Zeitarbeitsfirmen. Sieht man sich an, wer Zeitarbeitnehmer ist, so lässt sich eine klare Struktur er- kennen. Frauen, Ausländer und jüngere Arbeitnehmer nutzen das Instrument Zeitarbeit, um einen festen Job zu bekommen. 37 Prozent dieser Gruppe haben keine Berufsausbildung. Allein zwei Drittel der Fertigungsberufe sind bei der Zeitarbeit zu finden. Hiervon sind 42 Prozent Hilfsarbeiter. Sie machen in der bayerischen Gesamtwirtschaft 2 Prozent aus. Nur 31 Prozent aller Dienstleistungsberufe sind bei der Zeitarbeit zu finden.

Erhebliches Potenzial

Hier sieht Eigenhüller noch ein erhebliches Potenzial. Außer in München gebe es derzeit kaum Zeitarbeiter in Dienstleistungsberufen. Insgesamt hat der Arbeitsagenturbezirk der Stadt Ansbach mit 11 Prozent die höchste Leiharbeitsquote im Freistaat. Gemessen nach Regionen sind mit 4 Prozent Ansbach und Augsburg sowie Donauwörth mit 3,9 Prozent die Spitzenreiter beim Einsatz von Zeitarbeit. Deutschlandweit beträgt die Quote 2,5 Prozent und bayernweit 2,2 Prozent. Der Frauenanteil in der Zeitarbeitsbranche in Bayern ist in Ansbach mit 38,6 Prozent am höchsten, gefolgt von Passau mit 17,6 Prozent. Der Ausländeranteil in der Zeitarbeitsbranche in Bayern ist mit 25 Prozent in Aschaffenburg am höchsten. Warum das so ist, wäre Gegenstand einer tiefergehenden Untersuchung, die das IAB vielleicht einmal vornehmen wird. RALPH SCHWEINFURTH