Akademiker gesucht
Die Zeitarbeitsbranche erwartet durch den steigenden Fachkräftemangel in Deutschland künftig ganz neue Arbeitsfelder. Denn gerade qualifizierte Arbeitnehmer sind - oftmals befristet - zunehmend in speziellen Einsatzbereichen wie in der Gesundheitsbranche oder bei den Dienstleistungsberufen gefragt. Dies belegt auch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. In einer Verbandsumfrage des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) bestätigten im Sommer dieses Jahres 87 Prozent der daran teilnehmenden Mitgliedsfirmen, dass sie die staatlichen Weiterbildungsangebote für ihre Angestellten nutzen.
Weiterbildungsmaßnahmen
"Qualifizierte Zeitarbeitnehmer", so der Tenor der Umfrage, "lassen sich nach der Weiterbildungsmaßnahme wesentlich leichter vermitteln". In vielen Fällen wurde das Weiterbildungsangebot in Kombination mit Kurzarbeitergeld genutzt, statt die Zeitarbeitnehmer in der Krise zu entlassen. Dies ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die ständig steigenden Anforderungen, die an die Arbeitskräfte gestellt werden. Auch bei Berufseinsteigern findet die Zeitarbeit zunehmend stärkere Akzeptanz. Durch die Entwicklung hin zu projektbezogener Arbeit haben viele Zeitarbeitsfirmen ein gesteigertes Interesse an Akademikern. Absolventen aus den Fachbereichen Informatik, Ingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaften sind gesucht. Mit passender Zusatzqualifikation bietet die Zeitarbeit auch für Fachkräfte aus anderen Studienrichtungen echte Karrierechancen.
Berufsprofil geschärft
Akademiker nutzen die Zeitarbeit häufig, um erste praktische Erfahrungen zu sammeln, Netzwerke zu knüpfen, sich in den verschiedenen Jobs, die jeweils ihrem Wissensstand entsprechen, weiterzubilden, und um das Berufsbild zu finden, das ihrem persönlichen Profil am ehesten entspricht. Aktuell ist jeder zehnte Zeitarbeitnehmer ein Hochschulabsolvent. Rund 30 Prozent der Zeitarbeitnehmer werden über kurz oder lang von den Kundenunternehmen ins eigene Stammpersonal übernommen: Oft verdienen viele spezialisierte Fachkräfte im Rahmen der befristeten Aufträge in der Zeitarbeit mehr als beim Kundenunternehmen. Wechseln Zeitarbeitnehmer ins Stammpersonal, haben sie im Schnitt vier bis fünf Kundenbetriebe durchlaufen.
Ausbildungsberuf
Nicht nur beim "externen" Personal setzen die Zeitarbeitsunternehmen auf Qualifizierung. Mit der Schaffung des dreijährigen Ausbildungsberufs zum Personaldienstleistungskaufmann (PDK setzt die Branche seit August 2008 neue Maßstäbe für die interne Mitarbeiterschaft, die Personaldisponenten. Mit rund 1300 Anmeldunger zum Start dieses Berufszweiges brach die Zeitarbeitsbranche alle Rekorde auf dem Sektor neu angebotener Ausbildungswege. Aus der Branche der Quereinsteiger wird nun ein qualifizierter Wirtschaftszweig.
Zertifikatslehrgang
Und die Zeitarbeit wird wissenschaftlich: Im November startet der zweite Zertifikatslehrgang Personaldienstleistung an der Fachhochschule (FH) Gießen-Friedberg (Hessen). Der von den drei großen Zeitarbeitsverbänden (iGZ, Bundesverband Zeitarbeit, Arbeitgeberverband mittelständischer Personaldienstleister) getragene Studiengang richtet sich an Personaldienstleister, die Mitarbeiter durch ein Studium qualifizieren wollen. Das berufsbegleitende Zertifikatsstudium dauert zwei Semester. Die Studenten werden in den Themenfeldern Marktstruktur, Sozialkompetenzen, Marketing und Kundenmanagement, Fragen der Personalbeschaffung und Personalführung unterrichtet. Auch rechtliche Themen wie etwa Arbeitsrecht, Vertragsrecht und Tarifrecht in der Zeitarbeit werden behandelt.
Abschluss
Mit erfolgreichem Abschluss des Studiengangs erhalten die Teilnehmer das Prädikat "Zertifizierter Personaldienstleister'', ein von der FH und den Verbänden BZA, iGZ und AMP ausgestelltes Zertifikat (pro Magazin, 11/2009).
Unser Autor Wolfram Linke ist Pressesprecher im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ).