Re/new: Active Sourcing ist kein Feuerlöscher
„Neues Jahr, neues Glück, neues Ich…?“ So denken viele, könnte man meinen, wenn man sich die aktuellen Analysen zur Arbeitnehmerzufriedenheit in Deutschland genauer anschaut: Nach einer neuen Studie des Forsa Instituts sind 37 Prozent aller Arbeitnehmer wechselwillig. Sie planen entweder ganz konkret noch in diesem Jahr einen neuen Job anzutreten, oder aber sie haben zwar noch nicht die nächsten Schritte unternommen, wären aber durchaus offen für ein attraktives Angebot. Dementsprechend gut sind nach Ansicht von Andreas Schöning, geschäftsführender Gesellschafter bei "markenfrische Kommunikation GmbH" und iGZ-Dozent, die Zeiten für Active Sourcing. Der iGZ hat ihn dazu näher befragt:
Was genau ist Active Sourcing für dich?
Active Sourcing ist eine Methode, wechselwillige Menschen anzusprechen, noch bevor sie von sich aus eine Bewerbung schreiben. Es geht darum, passive Kandidaten zu begeistern und sie aus ihren bestehenden Beschäftigungen herauszuholen. Für diesen Prozess ist eine überzeugende, direkte Ansprache erforderlich. Und die kann man lernen.
„Active Sourcing ist kein Feuerlöscher."
– Andreas Schöning
Was hat sich in den vergangenen 25 Jahren am Recruiting-Prozess geändert?
Die Jahre um den Jahrtausendwechsel herum gelten im Bereich der Rerutierung neuer Mitarbeiter als „goldene Zeiten“. Damals lag die Arbeitslosenquote noch bei zehn Prozent, dementsprechend konnten Recruiter aus dem Vollen schöpfen. Heute haben wir es mit einem ausgeprägten Fach- und Arbeitskräftemangel zu tun, was die Besetzung von Stellen deutlich erschwert. Mittlerweile hat sich die Medienlandschaft vollständig geändert – viele Menschen sind ständig mit dem Smartphone unterwegs. Die typischen Stellenanzeigen in den Zeitungen treten in den Hintergrund. Stattdessen gibt es mittlerweile 1.500 neue Jobbörsen online. Leider hat sich das noch nicht wirklich auf den Prozess zur Gewinnung neuer Mitarbeiter ausgewirkt. Wenn ich ein attraktives Jobangebot über mein Smartphone sehe, aber meine Unterlagen nicht auf dem Smartphone habe, breche ich den Prozess ab. Damit ist dieser Kandidat für das Unternehmen, das eine Stelle besetzen will, verloren.
Welche Rolle spielen jetzt Suchprofile, die Candidate-Personas?
Candidate-Personas, also so eine Art Schablone meiner Wunsch-Kandidaten, können bei der Suche nach geeigneten Kandidaten helfen. Es ist sinnvoll sich zunächst grundlegende Kenntnisse über die Zielgruppe zuzulegen. Dazu gehören Informationen über die berufliche Aus- und Weiterbildung, aber sicher auch die persönlichen Anforderungen, die Talente an ein Unternehmen haben.
Welche Rolle spielen Tools in diesem Zusammenhang?
Tools nehmen einem die Arbeit nicht ab, aber sie erleichtern sie. Dazu gehören zum Beispiel der Talentmanager bei Xing und der Recruiter bei LinkedIn, denn sie gewähren den Zugang zu erweiterten Informationen aus den Profilen. Aber auch der Einsatz von ChatGPT kann bei der Ideenfindung für ein Anschreiben helfen, allerdings nur unterstützend und niemals ausschließlich. Am wichtigsten ist immer noch das eigene Fingerspitzengefühl für eine gute und gezielte Ansprache.
Lohnt sich das überhaupt für die iGZ-Mitgliedsunternehmen?
Active Sourcing ist kein Feuerlöscher und erfordert viel Zeit. Daher lohnt es sich, die eigenen Aktivitäten in diesem Bereich in den Vertragsverhandlungen mit dem Kunden gut honorieren zu lassen. Im Blue Collar-Bereich ist Active Sourcing übrigens nicht das Mittel der Wahl. Hier kann es wirksamer sein, sich über Social-Media-Kanäle mit wechselwilligen Arbeitnehmern in Verbindung zu setzen.
Das ganze Interview steht hier: Re/new: Active Sourcing mit Andreas Schöning
Mehr Infos gibt’s im iGZ-Online-Seminar Active Sourcing Basics - Kandidaten aktiv ansprechen und gewinnen.